Stande der Gnade

Man muss im Stand der Gnade sein, um den Armen Seelen helfen zu können!

Wenn unsere heilige Religion im allgemeinen lehrt, dass wir uns im Stand der Gnade befinden müssen, um unsere Werke verdienstlich und Gott wohlgefällig zu verrichten, so ist dies besonders wahr in Bezug auf die Hilfe, welche wir den Verstorbenen leisten, zumal der göttliche Heiland selbst sagt:

Wer in mir bleibt, und ich in Ihm, der bringt viele Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun." (Joh. 15,5.)

Es kann daher nicht genug empfohlen werden, dass man sich, wenn man in einer Todsünde wäre, durch eine reumütige Beichte mit Gott aussöhne, weil man sonst den Armen Seelen nicht helfen könnte, was auch das folgende Beispiel deutlich lehrt:

Ein sterbender Vater empfahl einst seinem Sohn, nach dem Tod seiner eifrig zu gedenken. Der Sohn befolgte treu seinen Befehl, betete viel für die Ruhe seines Vaters und verrichtete dafür fortwährend noch viele andere gute Werke.

Nach 32 Jahren erschien ihm aber der arme Vater, ganz von Flammen umgeben, und beklagte sich bitter über ihn, dass er so viele Jahre lang ihm in seinen schrecklichen Qualen keinen Trost verschafft habe. "Wie", antwortete der Sohn erstaunt, "ich hätte euch durch meine vielen Gebete, Almosen, usw., die ich allzeit für euch verrichtet habe und noch verrichte, keine Hilfe verschafft?" - "Ja, wisse, mein Sohn," antwortete darauf der Vater, "alles was du Gutes getan hast, und noch tust, hat weder dir noch mir geholfen, weil du es in der Todsünde getan hast, denn deine Beichten waren dir jedesmal unnütz, da dir dabei der nötige Reueschmerz fehlte. Der liebe Gott hat es barmherzig zugelassen, dass ich dir dieses zu meinem Nutzen und zu deiner Selbsterkennung sagen konnte."

Nach dieser Erscheinung bekehrte sich sein Sohn, legte eine reumütige Beichte ab und erlöste bald darauf seinen Vater durch seine guten Werke.