Der Wert einer hleiligen Messe

P. Martin von Cochem schreibt in seinem Buch "Erklärung des heiligen Messopfers" (Impr. 1956):

Wir meinen in unserer Verblendung, dass wir viel Zeit und großen Gewinn verlieren, wenn wir an Werktagen der heiligen Messe beiwohnen. Vertrödeln wir aber eine Stunde mit Schwatzen, Spielen, Trinken oder Schlafen, dann klagen wir nicht über verlorene Zeit, sondern meinen, die missbrauchten Stunden seien sehr wohl angewendet. So viele Könige und Fürsten, die mit schweren Geschäften beladen waren, haben täglich die heilige Messe mitgefeiert; wie werden wir uns da vor Gott entschuldigen können, wenn wir so leicht manche heilige Messe versäumen, der wir hätten beiwohnen können.

Im Jahr 1932 entstand dieses Foto

Während der hl. Messe des Primizianten P. Palmatius Zilligen wurde es fotografiert. Erst bei der Entwicklung zeigte sich auf dem Bild, was sich während der Wandlung in jeder hl. Eucharistie unsichtbar vollzieht: "Und er nahm das Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird." Brot und Wein sind nach den Wandlungsworten eines geweihten Priesters wahrhaft Leib und Blut Jesu Christi.

Unter den Gestalten der konsekrierten Hostie ist Jesus auf dem Altar

Unter den Gestalten der konsekrierten Hostie ist Jesus auf dem Altar

Im Leben der Altväter wird erzählt: Ein frommer Priester mit Namen Plegus wünschte zu erfahren, auf welche Weise Christus unter den Gestalten des Brotes und Weines gegenwärtig sei. Er zweifelte zwar nicht im Geringsten an der Gegenwart Christi, aus Liebe hätte er aber gerne seinen Heiland gesehen. Einmal wurde er nach der heiligen Wandlung von diesem Verlangen so entflammt, dass er auf die Knie fiel und sprach:

"Ich bitte Dich, allmächtiger Gott, zeige mir Unwürdigen die leibliche Gestalt Jesu Christi in diesem heiligen Geheimnis! Verleihe mir die Gnade, Christus mir meinen Augen anzuschauen und ihn mit meinen Händen zu berühren, wie einst Simeon ihn auf seinen Armen getragen hat."

Als der Priester sein Haupt erhob, sah er auf dem Korporale ein schönes Kindlein liegen. Freundlich lächelte es ihn an und winkte ihm mit beiden Händlein, es auf seine Arme zu nehmen. Er wagte es aus Ehrerbietung nicht, bis der Engel zu ihm sprach:

"Siehe, hier ist Jesus, der Sohn Gottes. Vorher sahst du ihn unter der Gestalt des Brotes vor dir, nun ist er in seiner eigenen Gestalt gegenwärtig; fürchte dich nicht! Stehe auf, nimm ihn ohne Scheu auf deine Arme und erfreue dich in Gott, deinem Heiland!"

Durch diese Worte ermuntert, stand er auf, nahm das Kindlein in seine zitternden Hände und drückte es zärtlich an sich. Dann legte er es wieder auf das Korporale, fiel abermals auf seine Knie und bat es demütig, seine vorige Gestalt wieder anzunehmen, damit er es in der heiligen Kommunion in sein Herz aufnehmen könne. Nach diesem Gebet stand er vom Boden auf, sah das hochwürdigste Sakrament in der vorigen Gestalt der heiligen Hostie und genoss es mit herzlicher Andacht.

In der heiligen Messe ist also das liebe Christkindlein in Wahrheit leibicherweise zugegen. Es ist das gleiche Kind, das von der Mutter Gottes zu Bethlehem geboren und von den Heiligen Drei Königen angebetet worden ist.

Sein Angesicht bedeckt es in der heiligen Messe mit den Gestalten der konsekrierten Hostie, die wir mit unseren Augen sehen. Das liebe Kindlein, das darunter verborgen liegt, können wir nur mit den innerlichen Augen unseres Glaubens schauen. Der Glaube aber hält unzweifelhaft für wahr, dass Jesus unter diesen Gestalten zugegen ist.

Christus entzieht sich den leiblichen Augen, damit wir Gelegenheit haben, unseren Glauben zu üben und so in jeder heiligen Messe großen Lohn zu verdienen. Um aber den Glauben an seine persönliche Gegenwart zu stärken, hat sich Jesus manchen frommen Christen in seiner natürlichen Gestalt gezeigt.

Die zahlreichen Früchte des hl. Messopfers

Was für Gnaden und Wohltaten schenkt Jesus Christus der Seele bei der heiligen Messe? Wie viele Mittel gibt er uns, um die Tugenden zu üben und die Seligkeit zu vermehren? Höret und staunet! In jeder heiligen Messe teilt Jesus den Gläubigen, wenn sie andächtig mitfeiern, unzählige Gnaden aus.

Einige dieser Gnaden will ich hier aufzählen:

  • Unseres Heiles wegen schickt Gott der Vater seinen lieben Sohn vom Himmel herab und verwandelt der Heilige Geist Brot und Wein in den wahren Leib und in das wahre Blut Jesu Christi.

  • Für uns kommt der Sohn Gottes vom Himmel herab und verbirgt sich in der heiligen Hostie, ja er erniedrigt sich so sehr, dass Er auch im kleinsten Teil der heiligen Hostie gegenwärtig ist.

  • Zu unserem Heile wird Christus in jeder heiligen Messe geistiger weise wiedergeboren und erneuert für uns sein bitteres Leiden und macht uns dessen teilhaftig.

  • Er stirbt wiederum geistiger weise und gibt sein kostbares Leben für uns hin; Er vergießt sein Blut und opfert es für uns dem himmlischen Vater auf. Mit diesem heiligen Blut besprengt er unsere Seele und reinigt sie von ihren Makeln.

  • Für uns opfert sich Christus als wahres Anbetungsopfer auf. Wenn wir diese Anbetung Gott aufopfern, so erstatten wir Ihm die Ehre, die wir Ihm früher nicht gegeben haben.

  • Für uns opfert Er sich zum Lobe Gottes und ersetzt, was wir hierin versäumt haben. Wenn wir dieses Lob Gott aufopfern, so geben wir Ihm ein höheres Lob, als die Engel ihm geben.

  • Für uns opfert sich Christus als vollkommenstes Dankopfer und erstattet, was wir Im Danksagen versäumen. Wenn wir diesen Dank Gott aufopfern, so vergelten wir Ihm reichlich alle Wohltaten, die Er uns erwiesen hat.

  • Er verzeiht uns auch alle lässlichen Sünden, die wir ernstlich meiden wollen und ersetzt auch viele Versäumnisse und Nachlässigkeiten, welche wir durch Unterlassung des Guten begangen haben. Er verzeiht uns die unbewussten und vergessenen Sünden, die wir noch nicht gebeichtet haben.

  • Christus opfert sich für uns als Opfer der Genugtuung und zahlt einen Teil unserer Sündenstrafen. Durch jede heilige Messe können wir mehr Strafen abbüßen als durch das schwerste Busswerk; denn Christus schenkt uns einen Teil seiner Verdienste, die wir Gott dem Vater für unsere Sünden aufopfern könne.

  • Unsere Bitten werden weit eher erhört als außerhalb der heiligen Messe, denn Christus vereinigt es mit seinen Gebeten und opfert es seinem himmlischen Vater auf.

  • Christus verleiht uns die Gewalt, die heilige Messe aufzuopfern sowohl für uns als auch für andere. Für unsere Freunde können wir nicht wirksamer beten, als die heilige Messe aufopfern und können dadurch auch die Mutter Gottes auf die beste Weise verehren. Alle Engel und Heiligen können wir durch die Mitfeier der hl. Messe mehr verehren als durch viele Gebete.

  • Durch jede heilige Messe können wir uns die Gnade eines guten Todes erwerben. Sie werden mit uns zum göttlichen Gerichte gehen und bei dem strengen Richter Gnade erbitten.

  • Eine heilige Messe, die wir zu Lebzeiten mitgefeiert haben, wird uns mehr nützen als viele, die nach unserem Tode für uns gelesen werden.

  • Durch die heilige Messe können wir den Armen Seelen im Fegefeuer am meisten und besten helfen.

Gibt es ein anderes gutes Werk auf der Welt, durch welche wir so viele Gnaden und Früchte erwerben können, wie durch die heilige Messe? Glücklich derjenige, der mit geringer Mühe sich so große Gnaden erwerben kann! Gehen wir zur heiligen Messe sooft es unsere Berufs-, und Standespflichten erlauben. Wir werden uns einst im Jenseits ewig darüber freuen.

Die heilige Messe ist mehr wert als der größte Taglohn

Keine Stunde des Tages ist kostbarer als die Stunde, in der wir die heilige Messe mitfeiern. Diese Zeit ist in Wahrheit eine goldene Stunde. Die Opfer, die wir bei der Mitfeier der heiligen Messe auf uns nehmen, werden in Gold verwandelt. Versäumt man aus Nachlässigkeit die heilige Messe, so verwandelt man die goldene Stunde in eine bleierne und verursacht einen Schaden, der mit keinem zeitlichen Schaden zu vergleichen ist. Denn der Herr sprach: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leidet?" (Matth. 16,26) Geht man an Werktagen aus ungeordneter Sucht nach zeitlichem Gewinn nicht in die heilige Messe, so fügen wir unserer Seele einen unermesslichen Schaden zu, der durch keinen zeitlichen Gewinn zu ersetzen ist. Was kann ein Handwerker mit seiner Arbeit, und was kann ein Bauer mit der Bebauung seines Feldes in einer halben Stunde verdienen? Gewiss wenig. Was kann eine Frau oder ein Mädchen in einer halben Stunde verdienen? Gewiss wenig. Durch eine einzige heilige Messe, in Andacht mitgefeiert, verdienen sie aber nicht nur den Lohn einer Stunde oder eines Tages, sondern erwerben einen Schatz, mit dem sie den Himmel erkaufen können. Ja, sie erwerben durch die tägliche heilige Messe nicht nur himmlische Schätze, sondern verlieren auch keinen zeitlichen Gewinn; denn der freigebige Gott wird den scheinbaren Schaden durch Segen der Arbeit ersetzen. Regnet es aus den Wolken Gold, so würde man alle täglichen Geschäfte verlassen, auf die Straße eilen und Gold sammeln. Nun, in der heiligen Messe regnet es in der Tat Gold vom Himmel herab, und alle haben die volle Freiheit, es zu sammeln. Welches Gold regnet es vom Himmel herab?

.:. Vermehrung der göttlichen Gnade, der Verdienste und Tugenden
.:. Vermehrung der himmlischen Glorie, himmlischen Trost, göttlichen Segen und zeitliche Wohlfahrt
.:. Verzeihung der lässlichen Sünden
.:. Nachlass vieler Schulden und Strafen
.:. Anteil an den Verdiensten Christi
.:. Glück und Heil, Gnade und Barmherzigkeit

Sind nicht alle diese Dinge bewährtes Gold?

Bei der heiligen Messe ist das Opfern am wirksamsten

Außerhalb der heiligen Messe geschieht diese Aufopferung nur mit Worten und im Geiste, in der heiligen Messe aber wird das Opfer in der Tat vollzogen. Zur Mitfeier dieses Opfers wird das Volk in der heiligen Messe besonders geheiligt. Der gelehrte Pater Sanchez sagt: "In allen Teilen der heiligen Messe finden wir kein trostvolleres Gebet als jenes, das der Priester nach der Aufhebung des heiligen Kelches spricht (im Anschluss an die letzten Worte der heiligen Wandlung - außerordentlichen Ritus):

Daher sind wir denn eingedenk, Herr wir Deine Diener, aber auch Dein heiliges Volk, des heilbringenden Leidens, der Auferstehung von den Toten und der glorreichen Himmelfahrt Deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, und bringen so Deiner erhabenen Majestät von Deinen Geschenken und Gaben ein reines Opfer dar, ein heiliges Opfer, ein makelloses Opfer: das heilige Brot des ewigen Lebens und den Kelch des immerwährenden Heiles. "

Der Priester nennt das Volk heilig, weil es durch die heilige Messe geheiligt wird. Christus deutete darauf hin, indem er sprach:

"Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien." (Joh. 17, 19) Christus heiligt die Umstehenden mit seinem heiligen Blut, das er während der Aufhebung des heiligen Kelches über sie ausgesprengt hat. Das so geheiligte Volk aber opfert der göttlichen Majestät die kostbarste Gabe: das reine, heilige, unbefleckte Opfer des Fleisches und Blutes Christi. Darum sollen wir voll Inbrunst beten: "0 Herr, ich opfere Dir Deinen lieben Sohn durch die Hände des Priesters, in der Gestalt, wie er auf dem Altar gegenwärtig ist."

Würde der Mensch die ganze Welt als Eigentum besitzen und sie dem allmächtigen Gott freigiebig schenken, so brächte er Gott keinen so großen Schatz dar, wie wenn er dem Vater seinen lieben Sohn in der heiligen Messe andächtig aufopfert. Was gibt der Christ, der Gott eine heilige Messe aufopfert? Einen Schatz, größer als die Reichtümer des Himmels. Was gibt der Christ, der Christus in der heiligen Messe aufopfert? Den unendlichen Gott in seiner unendlichen Vollkommenheit und Majestät. Mehr kann nicht gesagt werden.

Durch die Aufopferung der heiligen Messe werden wir reich

Wir nehmen an, die Bewohner eines Reiches ließen aus dem besten Gold einen so kostbaren und kunstvollen Pokal fertigen, wie die Welt noch keinen gesehen hat. In den goldenen Pokal legten sie einen kostbaren Edelstein, welcher mehr wert ist als ein Königreich. Diese beiden Geschenke böten sie dem Herrscher an als Zeichen der Liebe und Treue. Welchen Dank und welche Belohnung würde das Land von seinem Fürsten zu erwarten haben! In der heiligen Messe opfern wir Gott, dem Allerhöchsten, den Gottmenschen Christus. Die Menschheit Christi ist so edel, dass die allmächtige Hand Gottes nichts Kostbareres erschaffen könnte. Diesen edelsten Pokal der Menschheit Christi bieten wir Gott, dem Allerhöchsten, an, wenn wir nach der heiligen Wandlung sprechen:

"Mein Gott, ich opfere Dir Deinen lieben Sohn, der auf diesem Altar gegenwärtig ist " Mit diesem Pokal schenken wir aber einen so teuren Edelstein, der so viel wert ist wie der unendliche Gott selbst, nämlich die Gottheit Jesu Christi. Denn der heilige Paulus sagt: "In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. " (KaI. 2, 9) In der heiligen Messe opfern wir dem himmlischen Vater den kostbarsten Edelstein der Gottheit Christi in dem kunstvollsten Pokal der Menschheit Christi. Du schenkst ihm jenen Heiland, von dem er bezeugt hat: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. " (Matth. 3, 17) Welche reiche Vergeltung werden wir dafür empfangen; denn niemand ist so dankbar wie der himmlische Vater! Es ist wahr, was Sanchez sagt: "Ein Mensch kann durch eine heilige Messe, wenn er sie recht andächtig mitzufeiern weiß, reicher werden als durch alle erschaffenen Dinge." Je öfter wir Christus aufopfern, desto reicher werden wir. Setzen wir darum ein festes Vertrauen auf das Blut und das Leiden Christi und opfern es eifrig in der heiligen Messe Gott dem Herrn auf!

Wir sollen die Aufopferung des Leibes und Blutes Christi oft wiederholen

Im Leben der heiligen Magdalena von Pazzi steht geschrieben: "Die Heilige wurde von Gott unterrichtet, die Sünden der Welt erzürnen Gott sehr, die Aufopferung des Blutes Christi aber habe die Kraft, ihn wieder zu versöhnen. Deshalb opferte sie alle Tage öfters mit großer Andacht das heilige Blut Christi für Lebendige und Verstorbene auf. Und Christus zeigte ihr wiederholt die Seelen, die sie durch die Aufopferung des heiligen Blutes bekehrt oder aus dem Fegefeuer errettet hatte." Magdalena sagte: "Es ist sehr zu fürchten, dass die Unbußfertigkeit der Sünder unserer Trägheit zuzuschreiben ist. Wenn wir das Blut Christi für sie aufgeopfert hätten, wären sie vor den ewigen Peinen bewahrt worden. Lasset uns deshalb das Blut und das Leiden Christi immer wieder für die Sünder opfern."

Man kann also immer und überall mit großem Nutzen sprechen: "0 Herr, ich opfere Dir Deinen lieben Sohn; sein Leiden und Sterben; seine Tugenden und Verdienste auf."

Christus sprach zur hl. Gertrud:

"Der größte Sünder kann Hoffnung auf Verzeihung haben, wenn er dem Vater mein unschuldiges Leiden aufopfert".

Wenn die Aufopferung, die außerhalb der heiligen Messe gemacht wird, solche Kraft besitzt, was wird dann die Aufopferung des Leidens Christi in der heiligen Messe wirken?

Bei der heiligen Messe sollen wir nicht nur beten, sondern opfern

Pater Gobat spricht: "Die heilige Messe ist nicht nur ein Gebet, sondern ein Opfer. Christus, unser Hoherpriester opfert jede heilige Messe seinem Vater auf. Sichtbar tritt der Priester an Christi Stelle. Durch ihn bringt Christus dieses göttliche Opfer dar. Alle Gläubigen, die der heiligen Messe beiwohnen, verrichten mit dem Priester dieses Opfer. Ferner opfern jene Christen, die dem Priester den Auftrag gegeben haben, die heilige Messe nach ihrer Meinung zu feiern. Jene Gläubigen, die nicht in die Kirche gehen können, sollen sich in Gedanken mit dem Priester am Altar vereinigen und so die heilige Messe aufopfern. Alle Christen, die in irgendeiner Weise am heiligen Opfer der Messe teilnehmen, werden der Früchte desselben teilhaftig und können diese auch anderen zueignen."

Alle Christen haben eine gewisse Gewalt, Opfer darzubringen

Von König Ozias erzählt die Bibel: "Als er mächtig geworden war, überhob sich sein Sinn zu verderblichem Tun. Er ging in den Tempel und wollte auf dem Rauchaltar Weihrauch anzünden. Da erhoben die Priester dagegen Einspruch und sagten: Es ist nicht dein Amt, das Räucherwerk dem Herrn darzubringen. Der Priester, der zu diesem Dienste geweiht ist, hat allein dazu den Auftrag.

Ozias ergrimmte, hielt das Rauchfass in der Hand und drohte den Priestern. In diesem Augenblick schlug ihn der Herr mit dem Aussatz, und das Zeichen des Aussatzes brach an seiner Stirne hervor. Da ging er schleunigst von dannen. Er blieb aussätzig bis zu seinem Tod und wohnte gesondert in seinem Hause. Die Regierung über das Volk im Lande führte von da an sein Sohn Joatham." (2. Chron. 26, 18ff)

Dem gegenüber betont der heilige Petrus in seinem ersten Brief den gläubigen Christen: "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, um geistige Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus." (1. Petr. 2, 5-9) Worin besteht denn dieses Vorrecht der Christen gegenüber den Juden?

Wir opfern durch Christus und durch die Hände des Priesters

Der heilige Petrus sagt es schon: "Durch Jesus Christus" üben wir unser königliches Priestertum aus. Er ist unser Hoher Priester. Durch das Amt des geweihten Priesters aber wird er in der heiligen Messe gegenwärtig. Durch die Hände des Priesters opfert Christus und opfern wir mit ihm seinen Leib und sein Blut dem himmlischen Vater auf. Forner sagt: "Nicht nur der Priester feiert die heilige Messe für sich und andere, sondern auch ein jeder Christ kann, sooft er der heiligen Messe beiwohnt, die heilige Messe mitfeiern, indem er Christi Leib und Blut für sich und seine Anliegen, sowie auch für alle seine Freunde aufopfert." Wenn der Priester das "Orete fratres - Betet, Brüder" spricht, wendet er sich um und bittet alle Gegenwärtigen, ihm zu helfen, die heilige Messe aufzuopfern. Er will gleichsam sagen: Ich bitte euch, helft mir beten und opfern! Die heilige Messe ist euer und mein Opfer. Weil es auch euer Opfer ist, sollt ihr mitwirken. Beim außerordentlichen Ritus der heiligen Messe bekräftigt dies die heilige Kirche im Gebet nach dem Sanktus: "Gedenke, Herr, Deiner Diener und Dienerinnen N. und N. und aller Umstehenden, deren Glauben und Opfergesinnung Du kennst. Für sie bringen wir dieses Lobopfer dar, und sie selbst opfern es Dir für sich und alle die Ihrigen, damit ihre Seele gerettet und ihre Hoffnung auf Heil und Wohlfahrt gesichert werde; sie weihen Dir, dem ewigen, lebendigen, wahren Gott, ihre Gaben. Diese Worte zeigen klar, dass jeder Christ dieses heilige Opfer für alle seine Freunde und Wohltäter wie auch für alle Lebendigen und Verstorbenen aufopfern kann.

Nach der Aufhebung des Kelches spricht der Priester: "So nimm denn, Herr, wir bitten Dich, diese Opfergabe huldvoll an, die wir, Deine Diener, und Deine ganze Gemeinde Dir darbringen. Leite unsere Tage in Deinem Frieden, bewahre uns gütig vor der ewigen Verdammnis und reihe uns ein in die Schar Deiner Auserwählten. Durch Christus, unsern Herrn. Amen. Der Priester sagt hier ausdrücklich, dass nicht er allein, sondern auch das Volk dieses reine Opfer darbringe. Von Heinrich I., König von England, schreibt Raynaldus: Er wohnte täglich drei heiligen Messen, auf den Stufen des Altars kniend, bei. Wenn der Priester die heilige Hostie und den heiligen Kelch erhob, legte er seine Hände unter die Arme des Priesters und hob zugleich mit ihm das hochwürdigste Sakrament empor. Mit gleicher Gesinnung sollen wir geistiger weise den Heiland durch die Hände des Priesters aufopfern. Dabei können wir beten: "0 Herr, ich opfere Dir Deinen lieben Sohn durch die Hände des Priesters." Wir sollen der heiligen Messe nicht nur beiwohnen, sondern sie mitfeiern. Der heilige Antonin spricht: "Die Teilnahme an der heiligen Messe besteht nicht bloß darin, dass der Christ gegenwärtig ist, sondern dass er zugleich mit dem Priester die heilige Messe aufopfert. Alle Gläubigen können die heilige Messe opfern, freilich nicht durch sich selbst, sondern durch die Hände des Priesters. Damit die Laien die heilige Messe opfern, müssen sie entweder dem Priester den Auftrag geben, sie nach ihrer Meinung zu feiern, oder bei der heiligen Messe dienen oder sie andächtig mitfeiern. Von den Abwesenden kann nicht gesagt werden, dass sie als Glieder der Kirche opfern, sofern sie nicht auf diese Weise mitwirken. "

Um der heiligen Messe fruchtbringend beizuwohnen, genügt es folglich nicht, dass ein Christ persönlich gegenwärtig sei, sondern er muss zugleich mit dem Priester die heilige Messe Gott aufopfern. Weil die heilige Messe ein Opfer ist, so gehört es auch zu ihrem Wesen, dass sie Gott aufgeopfert werde. Nicht nur jene Christen, welche die heilige Messe so leichtsinnig versäumen, sondern auch jene, die ihr gedankenlos beiwohnen, ohne sie aufzuopfern, fügen sich einen sehr großen Schaden zu. Denn wenn sie weder mit Worten noch in Gedanken die heilige Messe aufopfern, berauben sie sich großer Verdienste.

Alle Mühen des Messbesuches werden reichlich belohnt

Der Weg zur heiligen Messe ist vielleicht weit und mühsam; man friert im Winter während der heiligen Messe; man muss früher aufstehen; das Knien fällt schwer und man verliert wegen der heiligen Messe einen kleinen Zeitgewinn. Alle diese kleinen Beschwerden bewirken aber eine überschwängliche, ewige, alles überwiegende Glorie im Himmel. Ein Beispiel, das Pater Pelbart von Temeswar, ein Priester aus dem Franziskanerorden, erzählt, mag uns diese himmlische Glorie veranschaulichen: Ein Bauersmann hatte eine große Liebe zur heiligen Messe. Jedes Mal wenn er zur Messe läuten hörte, verließ er den Acker oder Wald und eilte zur Kirche. An dieser Übung hielt er bis ins hohe Alter. Nach und nach war ihm aber der Weg beschwerlich. Da sprach er zu sich selbst: "Ich bin ein greiser Mann und kann nicht mehr so gut gehen; ich glaube, dass es Gott nicht missfällt, wenn ich in Zukunft nicht mehr soweit zur Kirche gehe " Kaum hatte er diesen Entschluss gefasst, bemerkte er, dass ihm jemand nachkam. Es war ein Engel der in seinem Kleide blühende Rosen trug. Dieser Engel war so schön, dass der Bauer meinte, Gott den Herrn selbst zu sehen. Darum fiel er auf seine Knie und sprach: "0 mein lieber Gott, wie verdiene ich die Gnade, dass Du zu mir kommst?" Der Engel antwortete: "Ich bin nicht dein Gott, sondern dein Schutzengel." Der Bauer erwiderte: "0 lieber Engel, was bedeutet es, dass du mich würdigst, dich anzuschauen?" Der Engel sagte: "Gott hat mich gesandt, dir nachzugehen; und dies habe ich, wenn du zur heiligen Messe gegangen bist immer getan." - "Warum das?" fragte der Bauer. Der Engel antwortete: "Für jeden Schritt, den du zur Kirche getan hast, ist eine Rose unter deinen Fußtritten hervorgesprossen. Diese Rosen habe ich stets aufgehoben und in den Himmel hinaufgetragen. "

Dann öffnete er sein Kleid, zeigte ihm die Rosen uns sprach: "Siehe, das sind die Rosen, die ich heute unter deinen Füßen aufgehoben habe; darum fahre fort, in die Kirche zu gehen. Wenn du in diesem löblichen Werk bis an dein Ende verharren wirst, so will ich bei deinem Tode dein Haupt mit Rosen krönen und deinen himmlischen Thron mit Rosen schmücken." Danach verschwand der Engel.

Der Bauer küsste dessen Fußstapfen und mit weinenden Augen dankte er Gott für diese freudige Erscheinung. Nach kurzer Zeit starb er, mehr aus Verlangen nach dem Himmel als durch die Krankheit. Wenn diesem Bauersmann schon seine Schritte so reichlich belohnt wurden, welche Glorie wird ihm dann jedes heilige Messopfer erlangt haben!

Die heilige Messe macht die Kirche zum Heiligtum

(Matth. 2, 11) Das ist mehr von unsern Kirchen zu verstehen als von dem heiligen Zelt der Israeliten, wie auch die Leiter Jakobs und der Ort Bethel mehr unsere Kirchen als den Tempel Salomons vorbedeutet haben. Von unseren Kirchen gilt das Wort Jakobs: "Wie furchtbar ist dieser Ort! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus und die Pforte des Himmels. " (Gen. 28, 17) Hieraus kann man schließen, wie schlimm jene Christen handeln, die mit wenig Andacht und Ehrfurcht in die Kirche gehen. Sie bedenken nicht, dass die Kirche ein Haus Gottes und wahrhaft eine Wohnung des Sohnes Gottes ist. Manche sind sogar so vermessen, dass sie während der heiligen Messe, bei der die Engel voll Ehrfurcht auf ihrem Angesicht liegen, vorwitzig umherschauen, die eintretenden und hinausgehenden Leute betrachten, ja selbst lachen und schwatzen. Zu diesen könnte Christus sagen, was er zu den Verkäufern im Tempel sprach: "Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht. " (Luk. 19, 46)

Zu dieser Stelle bemerkt Kornelius a Lapide: "Die christliche Kirche ist wahrhaft ein Haus Gottes, weil Christus im Tabernakel wohnt. Wenn Christus die Juden aus dem Tempel getrieben hat, wie wird er einmal die Christen strafen, die sein heiliges Haus mit Schwatzen und vorwitzigem Umherschauen entehren." Man kann leichter den Mund als die Augen bezähmen. Daher ist es eine größere Sünde, in der Kirche zu schwatzen, als umherzuschauen. Man beleidigt dadurch nicht nur Gott, sondern gibt auch anderen Ärgernis und stört sie in ihrem Gebet. Denken wir an das Wort des Herrn: "Ich sage euch, dass die Menschen über jedes unnütze Wort, das sie reden, am Tage des Gerichtes Rechenschaft geben müssen." (Matth. 12,36)

Wenn wir schon jedes unnütze Wort vor Gott verantworten müssen, wie streng wird der gerechte Richter das Schwatzen bestrafen, womit man die heilige Messe, den höchsten Gottesdienst, verunehrt hat!

Von der heiligen Wandlung bis zur heiligen Kommunion sollen alle knien

Im Allgemeinen ist es Brauch, beim Evangelium und beim Credo zu stehen und die ganze übrige Zeit während der heiligen Messe zu knien. Wer nicht die ganze heilige Messe hindurch knien kann, der möge vom Anfang der Opferung bis zum Sanctus oder bis zur heiligen Wandlung sitzen. Von der heiligen Wandlung bis zur heiligen Kommunion aber sollen alle auf den Knien bleiben.

Der heilige Paulus sagt: "Im Namen Jesu beugen sich die Knie aller, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind." (Phi!. 2, 10)

Müssen wir dann nicht unsere Knie beugen, wenn der göttliche Heiland auf dem Altar persönlich gegenwärtig ist und das Werk unserer Erlösung erneuert?

Die Frauen sollen sich anständig und einfach kleiden!

Allzu auffällig oder gar unschicklich gekleidete Frauen und Mädchen verursachen viel Böses. Sie sind schuld, wenn Männer und Jünglinge mehr auf sie als auf den Altar schauen und in ihrem Gebet zerstreut werden. Sie können ihnen sogar Anlass geben zu unkeuschen Begierden, und dies in der Kirche, beim heiligen Messopfer, wo sie ihre Sünden abbüßen sollten, statt sie zu vermehren.

Daher sagt der heilige Ambrosius:

"Je aufgeputzter sie vor den Leuten erscheinen, desto schändlicher sind sie vor Gott, und je mehr sie von den Menschen gelobt werden, desto mehr werden sie von Gott verabscheut. " Gott kann unmöglich ihr Gebet erhören. ("Erklärung des hl. Messopfers" von P. Cochem)