Fegefeuer

Was ist das Fegefeuer?

Was ist das Fegefeuer?

Die Hände zum Gebet gefaltet, die Augen gläubig und gottergeben zum Himmel oder auf das Kreuz gerichtet - so stehen in vielen Darstellungen die "armen Seelen" bis zur halben Körperhöhe in den Flammen. Diese Kunstwerke mögen ein Mitgrund sein, warum das Fegefeuer so tief im Bewusstsein der Menschen verankert ist. In der Vorstellungskraft ja, aber auch im Glauben? Nein, da scheint die Argumentation der Gegner gesiegt zu haben: Da die Hl. Schrift nicht ausdrücklich davon redet, glaubt man die Kirche bei einer ihrer "Erfindungen" ertappt zu haben, die man, wahrheitsgemäßer, eigentlich "Schwindel" nennen müsste. Daher belächeln viele Leute, aufgeklärt und vernünftig, wie sie nun einmal sind, die Lehre vom Fegefeuer. Zugute kommt ihnen dabei gerade auch jene fantasievolle Anschaulichkeit, mit der diese Lehre ausgeschmückt wurde: So kann man sie leicht lächerlich machen oder als abstrus hinstellen - man erspart sich damit die ernsthafte Diskussion der Frage.

Die Skeptiker und Belächler sehen sich allerdings mit einem geradezu unverwüstlichen, verblüffenden Glauben an das Fegefeuer konfrontiert: Es gibt kaum Menschen, die nicht dankbar nicken, wenn man ihnen das Gebet für ihre Toten verspricht. Ja, Menschen, die sonst nie in die Kirche gehen, verlangen ein kirchlicher Begräbnis und bestellen eine Messe für ihre Verstorbenen. Aber auch wenn sie nicht darüber nachdenken, ihr Verhalten zeigt eine verdrängte Tiefe ihrer Seele an, in der sie an das Fegefeuer sehr wohl glauben. Denn wer für Verstorbene betet, setzt logisch zwingend voraus:

- dass Gott existiert;

- dass es ein Leben nach dem Tode gibt;

- dass Gott der Richter der Menschen ist;

- dass die Sünden eines Menschen ihn in der jenseitigen Welt schmerzhaft belasten;

- dass eine Reinigung von der Sünde notwendig und möglich ist;

- dass wir, die noch Lebenden, durch unser Gebet zur Erlösung dieser "armen" Seelen beitragen können.

Mit anderen Worten: Im Gebet für die Toten ist das halbe Glaubensbekenntnis enthalten! Pointiert gesagt: Wäre das alles nicht wahr und würde das Fegefeuer nicht existieren, dann wären Gebete und Messen für Verstorbene so sinnvoll wie Penicillin für einen Toten! Daher ist die Frage nach dem Fegefeuer näher zu klären.

I. Die Lehre der Kirche

I. Die Lehre der Kirche

Was meint die Kirche wirklich, wenn sie vom "Fegefeuer" redet? Der KKK gibt eine klare Antwort:

"Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können."

Für diese Lehre beruft sich die Kirche einerseits auf biblische Texte und deren Auslegung in ihrer Tradition, andererseits stützt sie sich auch auf die uralte Praxis, für die Verstorbenen zu beten.

II. Was das Fegefeuer nicht ist

II. Was das Fegefeuer nicht ist

Aus der Beschreibung des Fegefeuers, wie sie der Katechismus ebenso nüchtern wie genau, ohne irgendwelche fantasievolle Ausschmückungen, vorlegt, ergibt sich, was das Fegefeuer nicht ist:

* Das Fegefeuer ist nicht eine Art vergängliche Hölle. Denn zwischen Hölle und Fegefeuer liegen Welten:

- Die Hölle ist der unvorstellbar grauenhafte Zustand von Menschen und gefallenen Engeln, die sich in ihre Auflehnung gegen Gott und ihren Hass gegen Ihn geradezu verbissen haben. Sie sind ohne jede Liebe, verhärtet im Bösen, unerbittlich in ihrem Nein zur Welt Gottes - unglücklich, ja, aber sie wollen um buchstäblich keinen Preis ihre Einstellung ändern.

- Das Fegefeuer ist etwas ganz anderes. Es ist geradezu ein Teil, ein Vorzimmer des Himmels. Hier herrscht die Liebe, und J. Guitton, ein großer Theologe unseres Jahrhunderts, hat es treffend ein "Freudenfeuer" genannt. Die Menschen im Fegefeuer - Teufel gibt es dort nicht - wissen, dass sie gerettet sind und sie sehnen sich nach Gott.

Fegefeuer und Hölle sind "Orte" des Leidens, aber dieses "Leiden" ist jeweils ganz anderer Natur!

* Das Fegefeuer ist auch keine göttliche Folterkammer, kein jenseitiges Konzentrationslager - als ob Gott hier nochmals "Rache" üben wollte. Verstehen kann man das Wesen dieses "Feuers" nur vom Wesen der Sünde und vom Wesen der Liebe her. Übrigens ersetzen andere Sprachen das Bild des "Feuer" durch den Begriff des "Purgatoriums", der "Reinigung" meint und für den heutigen Menschen vielleicht leichter verständlich ist.

III. Einige Klärungen zum Fegefeuer

III. Einige Klärungen zum Fegefeuer

Niemand hat im Lauf der Kirchengeschichte so eingehend über das Fegefeuer gesprochen wie Katharina von Genua, eine große Mystikerin des 15. Jahrhunderts. Dabei lässt sie sich nicht von ihrer Fantasie leiten. Bestimmend sind auch nicht theologische Überlegungen, sondern ihre mystischen Erfahrungen bezüglich dessen, was das Fegefeuer wirklich ist.

1. Das Fegefeuer ist ein Feuer der Liebe

1. Das Fegefeuer ist ein Feuer der Liebe

Der erste Satz ihrer Abhandlung über das Fegefeuer lautet: Katharina befand sich "noch im Fleische, als sie in das Fegefeuer der Läuterung heiliger Gottesliebe versetzt wurde". Das ist es: eine Läuterung, die durch die Liebe bewirkt wird! Wenn jemand plötzlich begreift, wie sehr er von jemand anderem wirklich geliebt wurde und wie wenig er dieser Liebe entsprochen hat, so löst diese Erkenntnis in ihm einen tiefen Schmerz aus: Wie konnte ich nur! Aber genau das ereignet sich, wenn der Mensch die erste Gottesbegegnung in der Ewigkeit hat. Denn: "Gott ist ja lauter Barmherzigkeit und steht mit seinen uns entgegengestreckten Armen da, um uns in seine Herrlichkeit aufzunehmen". Dem steht gegenüber die Erkenntnis, dass da etwas in der Seele ist, "das Gott missfällt und das sie freiwillig gegen eine so große Güte Gottes begangen hat" - und darin, in diesem Gegenüber von Liebe Gottes und sündigem Hindernis im Menschen besteht "die schmerzliche Strafe" des Fegefeuers.

Besonders ergreifend und einleuchtend beschreibt Katharina das Fegefeuer im 9. Kapitel: "Wenn die Seele kraft der inneren Schau sich von Gott durch ein so großes Feuer der Liebe angezogen fühlt, so zerfließt sie ganz in der Glut dieser feurigen Liebe ihres süßen Gottes, die sie in ihren Geist einströmen fühlt. Wenn sie dann in jenem göttlichen Licht sieht, wie Gott nie aufhört, sie an sich zu ziehen und sie liebevoll zu ihrer totalen Vollendung zu führen, und zwar mit soviel Sorge und Umsicht, und das alles nur aus lauter Liebe, wenn also die Seele das sieht und ihr Gott in seinem Lichte zeigt, dass sie sich in jenem Hindernis befindet, auf Grund dessen sie noch nicht dieser Anziehungskraft der einigenden Liebe Gottes, die er ihr zuwendet, folgen kann; und wenn die Seele dann auch noch einsieht, was es für sie bedeutet, noch zurückgehalten zu werden und das göttliche Licht noch nicht schauen zu können; und wenn dazu noch jener Drang der Seele kommt, die ohne Hindernis sein möchte, um sich von dieser einigenden Liebe anziehen zu lassen, so sage ich, dass die Erkenntnis all dieser vorhin genannten Dinge das ist, was jene schmerzliche Qual erzeugt, die die Seelen im Fegefeuer erleiden".

2. Christus selbst ist das richtende Feuer

2. Christus selbst ist das richtende Feuer

Es ist nicht nur nicht ein Widerspruch, sondern nur eine andere Weise, das Gemeinte zu vermitteln, wenn man von Paulus ausgeht, der sagt: Was einer in seinem Leben baut, wird der Tag des Herrn ans Licht bringen, weil "die Offenbarung im Feuer geschieht und, wie das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. Wenn das Werk von einem, das er gebaut hat, standhält, wird er Lohn empfangen. Verbrennt aber das Werk von einem, so wird er Schaden leiden; er selbst wird gerettet werden, jedoch wie durch Feuer". Gerade wenn man mit der modernen Exegese anerkennt, dass das gemeinte "Feuer" der Herr selbst ist, hat man den genauen, christlichen Begriff des Fegefeuers erreicht: "Liegt die wahre Verchristlichung des frühjüdischen Fegfeuergedankens nicht eben in der Erkenntnis, dass die Reinigung nicht durch irgend etwas geschieht, sondern durch die umwandelnde Kraft des Herrn, der unser verschlossenes Herz freibrennt und umschmilzt, so dass es taugt in den lebendigen Organismus seines Leibes hinein?".

3. Der Mensch "geht" freiwillig ins Fegefeuer

3. Der Mensch "geht" freiwillig ins Fegefeuer

"Die vom Leib getrennte Seele, die sich noch nicht in jener Reinheit befindet, in der sie erschaffen worden war, stürzt sich, da sie das Hindernis, das sie in sich hat, erkennt und darum weiß, dass dieses Hindernis nur mittels des Fegefeuers behoben werden kann, sogleich freiwillig dort hinein".

Das mag überraschen, aber es entspricht der Logik der Liebe. Der Liebende, der seine Schuld erkennt, will unbedingt wieder gutmachen und seine Taten gegen den Geist der Liebe ausräumen, ja ungeschehen machen.

4. Das Bild des reinigenden Feuers

4. Das Bild des reinigenden Feuers

Auch Katharina bedient sich des Bildes vom Feuer: Die Sünde vergleicht sie mit einem "Rost der Seele", der durch das Feuer der Liebe verzehrt wird. Dadurch wird die Seele wieder frei für die "Bestrahlung der wahren Sonne, die Gott ist". Ein anderes Bild, dessen sich Katharina bedient, ist der Hunger: Im Fegefeuer weiß der Mensch, dass er einmal gestillt wird.

5. Das Fegefeuer - Ort des Leidens, der Barmherzigkeit und der Freude

5. Das Fegefeuer - Ort des Leidens, der Barmherzigkeit und der Freude

- Ohne Zweifel, das Fegefeuer ist ein Ort brennenden Schmerzes, der sich aus der noch unerfüllten Sehnsucht nach Gott ergibt. Oder auch: Fegefeuer ist nichts anderes als behinderte Liebe zu Gott. Mit Nachdruck besteht Katharina darauf: Dieser Schmerz ist so groß, dass sie ihn nicht beschreiben kann. In dem Maße aber, in dem die Reinigung voranschreitet, nimmt auch der Schmerz ab.

- Gleichzeitig aber begreifen die betroffenen "armen Seelen": Was sie erleiden, ist eine Barmherzigkeit Gottes im Vergleich zu dem, was sie verdient hätten - "zumal sie nun einsehen, was Gott bedeutet". Darum "sehen sie ein, dass ihnen eine große Barmherzigkeit erwiesen wurde". Folgerichtig, aber für uns Menschen doch auch erstaunlich fährt Katharina fort: Die armen Seelen "erleiden deshalb die schmerzliche Pein des Fegefeuers gerne und sie möchten nicht auf ein einziges Quantum davon verzichten, weil es ihnen scheint, dass sie es gerechterweise verdienen, und dass es so gut angeordnet ist".

- Wenn die Theologen sagen, dass schon das irdische Leben ein "Anfang" des ewigen Lebens ist, so gilt das erst recht vom Fegefeuer. Die armen Seelen haben ja bereits die "absolute Sicherheit: Sie sind in der Ewigkeit, auf der richtigen Seite der Ewigkeit", und darum ist in ihnen bereits "ein tiefes Meer von Frieden und Heiterkeit": Katharina lehrt ebenso: "Ich glaube nicht, dass es eine Zufriedenheit gibt, die mit jener Seele im Fegfeuer verglichen werden kann, außer jener Zufriedenheit, die die Heiligen im Paradies haben. Und jeden Tag wächst diese Zufriedenheit in diesen Seelen durch Gottes entsprechende Einwirkung; diese Zufriedenheit wächst, weil jeden Tag das Hindernis für die entsprechende göttliche Einwirkung abnimmt".

6. Die Notwendigkeit des Fegefeuers

6. Die Notwendigkeit des Fegefeuers

Könnte Gott das Fegefeuer den Verstorbenen nicht einfach erlassen? Nein, denn lieber ginge die Seele "noch in tausend Höllen, wenn sie die Wahl hätte, als in der Gegenwart Gottes noch nicht ganz und gar gereinigt und geläutert zu erscheinen". Die Entstellung der Sünde steht im Widerspruch zur Gottes-Bestimmung des Menschen. Darum ist das Fegfeuer "der von innen her notwendige Prozess der Umwandlung des Menschen, in dem er christus-fähig, gott-fähig und so fähig zur Einheit mit der ganzen Communio sanctorum (=Gemeinschaft der Heiligen) wird. Wer nur einigermaßen realistisch den Menschen betrachtet, wird die Notwendigkeit solchen Geschehens begreifen...". Einfacher und in der Sprache des Volkes sagt M. Simma: Können wir uns ein junges Mädchen vorstellen, das mit schmutzigen Kleidern und ungepflegten Haaren am ersten Ball teilnehmen möchte? Weil die Seele ein so tiefes, überwältigendes Bild von Gott hat, ist ihr die Vorstellung, beschmutzt vor ihn hinzutreten, unerträglich.

7. Können wir für arme Seelen beten?

7. Können wir für arme Seelen beten?

Ja, das zeigt die Hl. Schrift und das zeigt die Praxis der Kirche, ja man darf hinzufügen: Das zeigen auch die Anleitungen in vielen anderen Religionen. Ist das ein Art Feilschen mit Gott? Nein, es geht vielmehr um die christliche Solidarität und Liebe, für die die Grenze des Todes nicht gilt.

8. Können uns die armen Seelen helfen?

8. Können uns die armen Seelen helfen?

Die Möglichkeit des Helfens geht in beide Richtungen weiter: Von den Lebenden zu denen, die schon heimgegangen sind, und von den Verstorbenen, den Heiligen und den armen Seelen, zu uns.

9. Wie lange dauert das Fegefeuer?

9. Wie lange dauert das Fegefeuer?

Die volkstümlichen Zeitangaben sind wohl nur als Krücke anzusehen, um eine tiefere Wahrheit auszusprechen: Das Fegefeuer ist seinem Wesen nach ein Ausdruck der Gerechtigkeit Gottes, und darum unterschiedlich. Der Mensch drückt, entsprechend seiner Fassungskraft, quantitativ - durch Zeitangaben - aus, was vor allem eine Frage der Qualität ist: je nach Intensität des Leidens. Wie wir uns Zeit nach dem Tod denken sollen, wissen wir nicht.

10. Können arme Seelen erscheinen?

10. Können arme Seelen erscheinen?

Angesichts der Sensationsgier und des Aberglaubens, der sich damit verbinden kann, eine heikle Frage! Auch ist an den hl. Don Bosco zu erinnern: Mit einem Freund hatte er sich ausgemacht, derjenige, der zuerst sterben werde, sollte dem anderen ein Zeichen aus der jenseitigen Welt geben. Tatsächlich starb dieser Freund, und auch das Zeichen kam - aber verbunden mit der strengen Mahnung, solche Abmachungen in Hinkunft zu unterlassen. Totenbeschwörung sind dem Christen verboten.

Andererseits heißt es bei Matthäus: "Nach der Auferstehung Jesu verließen (viele Heilige) ihre Gräber, kamen in die Heilige Stadt und erschienen vielen". Auch die Erscheinungen am Berge Tabor sollte man in diesem Kontext ernstnehmen: Tote darf man nicht herbeizwingen wollen, aber in seltenen Fällen können sie, mit der Erlaubnis Gottes, "erscheinen", sich bemerkbar machen. Wenn man natürlich an ein Weiterleben nach dem Tod nicht glaubt, muss man diese Möglichkeit logischerweise bestreiten, was immer geschieht!

Tatsächlich gibt es Phänome, die zum Glauben der Kirche "passen". Niemandem ist es verwehrt, nach ernsthafter Prüfung und in Abgrenzung von rein parapsychologischen Phänomenen einzelne Berichte über arme Seelen oder Verstorbene für wahr zu halten . Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, das es solche "Erscheinungen" bei allen Völkern in der Welt gibt. Besonders häufig scheinen sie sich in der Zeit unmittelbar nach dem Tod des Betroffenen zu ereignen.

Ich selbst weiß immerhin von drei solchen Berichten, die sich alle auf Selbstmörder beziehen und die ich von Personen hörte, an deren nüchternem Verstand ich keinen Zweifel hegen kann:

- Eine Frau träumte von der Tochter von Freunden, die sich das Leben genommen hatte. Auf ihre erstaunte Frage, was sie denn wolle, antwortete das Mädchen: Sag meinen Eltern, sie sollen nicht traurig sein, ich bin glücklich.

- Die zweite Geschichte erzählte mir ein Freund aus Taiwan, der zu dieser Zeit Kriminalistik studierte und zugleich Judolehrer war. Ich erwähne diese Äußerlichkeiten nur, um zu zeigen, dass er in jeder Hinsicht ein Mann war, der mit beiden Füßen im Leben stand. Übrigens bezeichnete er sich selbst als Agnostiker: Er hatte einst als Offizier eine Grenze zu bewachen. Als Soldaten ihm berichteten, an einer Stelle jenseits der Grenze wäre unter einem Baum immer wieder eine weinende Frau gesehen worden, übernahm er selbst die Nachtwache mit der Begründung: Soldaten, die Angst haben, sind schlechte Soldaten, und darum wolle er der Sache selbst nachgehen. Aber auch er sah die Frau, die auf kein Zurufen reagierte und bei Annäherung verschwand. Am nächsten Tag zog er Erkundigungen ein und erfuhr: Dort hatte sich vor kurzem eine junge Frau das Leben genommen. Er bestellte einen Gottesdienst, und die Frau wurde nicht mehr gesehen.

- In Folge einer schweren Depression stürzte sich ein Mann aus dem Fenster. Unmittelbar danach beteten sein Bruder, ein Priester und eine befreundete Frau den Rosenkranz für den Toten. Danach erzählte die Frau: Während wir beteten, sah ich ihn unter uns sitzen! Später sah sie ihn nochmals: auf ihrer Terrasse, während des Autofahrens und ein letztes Mal am Friedhof. Während er am Anfang glücklich aussah, schien er bei dem Gesicht während der Autofahrt um Hilfe zu bitten. Zur Vollständigkeit der Geschichte gehört: Die Frau, die den Toten sah , hat immer wieder parapsychologische Gesichte: Plötzlich sieht sie den Menschen, der sie Sekunden später anruft oder eine ihr nahe stehende Person bei irgendeiner Tätigkeit. Bei ihrer Matura sah sie den Prüfungstext schon im voraus und konnte zum Erstaunen des Lehrers ihre Arbeit in kürzester Zeit abgeben - übrigens wird eine ganz ähnliche Geschichte auch aus dem Leben des hl. Don Bosco erzählt.

Viele andere Geschichten könnte man anführen. Aber darauf kommt es nicht an. Viel wichtiger ist: Den Glauben an die Ewigkeit vorausgesetzt, ist das Fegefeuer geradezu eine Forderung der Vernunft, sozusagen das fehlende Glied zwischen dem Glauben an den Himmel und der Erfahrung, wie mittelmäßig viele Menschen leben. Es wäre eine ungereimte Vorstellung, diese guten Menschen könnten trotz ihrer Halbheiten in die Gemeinschaft mit Gott gelangen. Auf diese Frage antwortet die Lehre vom Fegefeuer: Ja, der Einwand ist richtig, denn so wie sie sind, können und wollen sie nicht vor Gott hintreten, obwohl ihre Grundentscheidung gut war. Darum bedürfen sie eben der Reinigung, die, Gott sei Dank, über die Todesgrenze hinaus möglich ist. So gesehen kann man nur jenem unbekannten Autor zustimmen, der gesagt hat: Das Fegfeuer ist eine der humansten und schönsten Vorstellungen, die man sich denken kann.

Schwester Faustina blickt in das Fegefeuer.

Am Anfang ihres Ordenslebens, während einer kurzen Krankheit, fragte Schwester Faustina Jesus, für wen sie noch beten solle? "Jesus erwiderte mir, Er werde es mir zu erkennen geben ... In der nächsten Nacht erblickte ich meinen Schutzengel, der mir befahl, ihm zu folgen. Plötzlich befand ich mich an einem nebeligen, mit Feuer erfüllten Ort bei vielen leidenden Seelen. Diese Seelen beten sehr innig, doch ohne Wirkung für sie selber; nur wir können ihnen zu Hilfe kommen. Die Flammen um sie berühren mich nicht. Mein Schutzengel verließ mich keinen Augenblick. Ich fragte die Seelen, was ihr Leid sei. Übereinstimmend antworteten sie mir, ihr großes Leiden sei die Sehnsucht nach Gott. Ich sah auch die Gottesmutter, wie sie die Seelen im Fegefeuer besuchte... Sie bringt ihnen Linderung. Ich wollte noch mehr mit ihnen reden, doch mein Schutzengel gab mir ein Zeichen, zu gehen ... Eine innere Stimme sagte mir: "Meine Barmherzigkeit will dies nicht, aber die Gerechtigkeit verlangt es. Seither pflege ich einen engen Umgang mit den leidenden Seelen."

Aussagen über die Dankbarkeit der Armen Seelen

Nicht alle sogenannten Armen-Seelen-Erscheinungen in den letzten 2000 Jahren waren echt. Es gibt aber sehr viele Erscheinungen, deren Glaubwürdigkeit durch das christliche und heilige Leben der Seher gestützt wird. Diese Erlebnisse mit den Armen Seelen wurden sehr oft in Tagebüchern oder anderen Schriften festgehalten und in unserer Zeit in Bücher veröffentlicht. Auch wenn mancher diese vielen Bücher nur aus Neugierde list, so kann er die Existenz dieser Armen Seelen nicht mehr leugnen. Wenn uns irgendwann die letzte Stunde geschlagen hat, so erhoffen wir im Fegefeuer die Hilfe der noch Lebenden. Gott wird in erster Linie denen Hilfe zu kommen lassen, die auch in ihrem Leben gegenüber den Armen Seelen barmherzig waren. Darum sollte Jeder an sein eigenes ewiges Leben denken und den Armen Seelen helfen.

DENN NUR DIE WENIGSTEN KOMMEN OHNE FEGEFEUER IN DEN HIMMEL.

Der hl. Hieronymus:

Die Hilfe, die wir den Heimgegangenen erbitten, läßt uns eine ähnliche Barmherzigkeit erwarten.

Der hl. Augustinus:

Jene Menschen, die während ihres Lebens diesen Seelen ...am meisten helfen, werden ihrerseits durch eine besondere Vorsehung Gottes mehr Hilfe von anderen empfangen, wenn sie im Tod in die Läuterung hinüber schreiten.

Die Leiden und Strafen der Armen Seelen sind nach dem heiligen Augustinus schlimmer als die Qualen der Märtyrer.

Ich bete für die Verstorbenen, damit sie, wenn sie in der ewigen Herrlichkeit sein werden, auch für mich bitten.

Der hl. Bernhard:

Die fürbittende Macht der Armen Seelen bei Gott ist so groß, daß man es kaum für möglich halten könnte, wäre nicht die tägliche Erfahrung da, um sie immer wieder zu bezeugen.

Der hl. Johannes Vianney (Pfarrer von Ars):

Oh! Wenn man wüsste, wie groß die Macht der guten Armen Seelen über das Herz Gottes ist, und wenn man alle Gnaden wüsste, die wir durch ihre Fürsprache erhalten können, dann wären sie nicht so sehr vergessen. Man muss gut für sie beten, damit auch sie gut für uns bitten. Die Armen Seelen im Fegfeuer können nichts für sich selbst tun, aber sie können sehr viel für ihre Wohltäter erreichen.

"Wir gehen über die Ablässe hinweg, wie man nach der Ernte über das Stoppelfeld geht. Wie werden wir das in der Sterbestunde bereuen."

Wenn die Heiligen, die im Himmel sind und unserer Hilfe nicht bedürfen, um unser Heil besorgt sind, wie viel mehr noch die Seelen des Fegefeuers, die unsere geistigen Wohltaten empfangen nach Maßgabe unserer Heiligkeit.

Es ist sicher: Diese Armen Seelen im Fegefeuer können nichts für sich selber tun, aber sie vermögen viel für uns. Die Erfahrung lehrt, dass es fast niemanden gibt, der die Seelen des Fegefeuers angerufen hätte, ohne die erbetene Gnade zu erhalten.

Wollen wir von Gott wahren Reueschmerz über unsere Sünden erbitten? Wenden wir uns an die Armen Seelen, die seit so vielen Jahren in den Flammen des Fegefeuers ihre Sünden bereuen, die sie begangen haben. Wenn wir uns den Himmel sichern wollen, so müssen wir einen großen Eifer besitzen, für die Armen Seelen zu beten. Man muss viel für sie beten, damit sie viel für uns beten. Oh, wenn man wüsste, welche Macht diese guten Armen Seelen über das Herz Gottes haben, und wenn man wüsste, welche Gnaden man durch ihre Fürbitten erlangen kann, sie wären nicht so sehr verlassen !

Es ist von Größter Wichtigkeit für die Armen Seelen zu beten.
Bedenken wir, das auch wir eines Tages in das Feuer kommen, und auch die Gebete unserer Brüder benötigen werden.

Liebe deinen Nächsten wie dich Selbst.
Selbst wenn eine Person Verstorben ist, gilt das.

Der hl. Alphons Maria von Liguori:

Ich halte es für gewiss, dass eine Arme Seele, die durch die Fürbitte eines noch auf der Erde lebenden Christen befreit wurde, im Himmel nicht aufhören wird, zu Gott zu sagen: "Herr, schau auf diesen mildherzigen und hilfsbereiten Menschen. Er hat mich aus dem Fegfeuer herausgezogen und half, dass ich so schnell mich Deiner Gegenwart erfreuen kann. Lass nicht zu, dass er verlorengeht."

Die hl. Katharina von Bologna:

Wenn ich eine Gnade von unserem himmlischen Vater erhalten will, nehme ich meine Zuflucht zu den Armen Seelen. Ich bitte sie, Gott mein Anliegen vorzutragen und meine Bitte zu unterstützen. Und dann erfahre ich, wie ich durch ihre Fürsprache erhört wurde.

Papst Johannes XXIII.:

Eines der verdienstlichsten Werke der Liebe, das sicherlich dem Herrn gefällt, ist unsere Hilfe für die Armen Seelen. Sogar in der natürlichen Ordnung, hier auf Erden, erwirkt uns diese Hilfe eine unbegrenzte Segensfülle. Die Heimgegangenen zahlen uns alles zu gelegener Zeit zurück, indem sie uns beschützen, uns vor dem Bösen bewahren und uns auf alle Weise helfen.

Thomas von Aquin der große Theologe, Kirchenlehrer und Heilige, lehrt:

"Die geringste Strafe im Fegfeuer ist schlimmer als das größte Leid auf Erden." ...

Der hl. John Fischer:

Die Armen Seelen gehören zu den tiefsten Kennern irdischer Not und menschlichen Daseins. Da sie in einer uns noch nicht zugänglichen Gotterfahrung leben, sind sie von Liebesgewalt zu uns erfüllt und besonders den Menschen die treuesten Freunde, die ihnen durch Gebet und Opfer den Weg zur Gottesschau verkürzen.

Die hl. Katharina von Genua:

... Ferner legte die heilige Katharina dar, dass die Seelen aus eigenen Wunsch, also freiwillig, im Fegefeuer weilen, aus Liebe und um jeden Makel, der sie noch von Gott trennt, zu entfernen. Die Reinigung im Fegefeuer besteht darin, dass die Seelen von der Liebe und ihrem Verlangen nach Gott verzehrt werden. So befinden sich also die armen Seelen in einem Zustand, der sie vor Liebe brennen lässt.

Christus zur hl. Gertrud:

Ein einziges Wort, vom Grunde des Herzens gesprochen, hat mehr Kraft und Wirksamkeit zur Erlösung der Armen Seelen, als das Hersagen einer Menge von Psalmen und Gebeten ohne Andacht.

Selige Anna Katharina Emmerich:

Alles, was der Mensch denkt, spricht und tut, hat in sich etwas Lebendiges, das fortwirkt zum Guten oder zum Bösen. Wer Böses getan, muss eilen, seine Schuld durch Reue und Bekenntnis im Sakrament der Buße zu tilgen, sonst kann er die Folgen des Bösen in ihrer ganzen Entwicklung nur schwer oder gar nicht mehr verhindern. Ich habe dies bei Krankheit und Leiden mancher Menschen und bei dem Unsegen mancher Orte oft körperlich gefühlt, und es ist mir immer gezeigt worden, dass ungebüßte und unversühnte Schuld eine unberechenbare Nachwirkung hat. Ich sah die Strafen mancher Sünder bis an den späten Nachkommen wie als etwas Natürlich-Notwendiges, ebenso wie die Wirkung des Fluches, der auf ungerechtem Gute liegt, wo große Verbrechen geschehen sind. Ich sehe dies als so natürlich und notwendig, wie der Segen segnet und das Heilige heiligt ...

In einem einzigen Werk der Barmherzigkeit gegen die Armen Seelen sind alle übrigen dreizehn, die geistigen und die leiblichen, inbegriffen.

Selige Heinrich Suro:

Es gibt Menschen. die Gott so erzürnt haben, dass sie bis zum Jüngsten Tag im Fegfeuer leiden müssen. Es sind die frevelhaften Sünder, die ihre Besserung bis an ihr Lebensende verschieben und dann vor dem Sterben eine kleine Reue aufbringen..."

Hl. Vinzenz von Paul:

Beten wir und lassen wir viel für die Armen Seelen beten; der Liebe Gott wird uns einst hundertfach vergelten, was wir für sie getan haben.

Hl. Ignatius:

Für alle, die die Liebe Gottes und den Himmel suchen, sind die Ablässe ein unermesslicher Schatz und kostbare Edelsteine.

Hl. Pius X.:

Die Ablässe sollen wir sehr hoch schätzen, weil wir durch sie der göttlichen Gerechtigkeit Genugtuung leisten und schneller und leichter den Besitz des Himmels erlangen.

Hl. Franz von Sales:

Wie viel verlieren wir durch unsere Gedankenlosigkeit und wie sehr verringern wir den Wert unserer Guten Werke, weil wir sie dem Herrn nicht für die Armen Seelen aufopfern.

AUS DEM LEBEN DER MARIA SIMMA (1915 - 2004)

Maria Simma wurde am 2. Februar 1915 in Sonntag (kleiner Ort im Großwalsertal/ Vorarlberg) als zweites von acht Kindern geboren. Die Familie war arm. So mussten die Kinder früh schon zu fremden Leuten gehen, um durch ihrer Hände Arbeit zum Familienleben beizutragen.

Maria lebte schon als Kind eine tiefe Frömmigkeit und hatte das Verlagen, sich einem Orden anzuschließen. Ihre Ausrüstung für den Klostereintritt musste sie sich teilweise erbetteln, da die finanziellen Mittel nicht reichten. Wegen ihre schwachen Konstitution wurde sie aber in drei verschiedenen Klöstern abgewiesen. So übernahm sie den Haushalt ihres Vaters in Sonntag. Nach dessen Tod lebte sie alleine im Vaterhaus. Nebst den Hausarbeiten bewirtschaftete sie eine Kleingärtnerei, war aber trotz allem auf die finanzielle Hilfe von guten Menschen angewiesen. In der Zeit des Nationalsozialismus unterrichtete sie während mehreren Jahren die Kinder in Religion.

Ihre kindliche Liebe zu Maria und das Verlangen, den Armen Seelen zu helfen, kennzeichneten ihr religiöses Leben. Maria Simma hat, laut Bericht von Pfarrer Alfons Matt, schon von früher Kindheit an den Wunsch gehabt, den Armen Seelen zu helfen. Sie eiferte geradezu, ja keinen Ablass auszulassen, und schenkte alles den Armen Seelen. Ein großer Tag war es, als sie erfuhr, dass man für die Armen Seelen auch Sühneleiden auf sich nehmen kann. Ihr Opfergeist brachte sie zur Erkenntnis, ein Gelübde abzulegen, dass sie stellvertretend Leiden ganz freiwillig übernehmen will. Durch ihren Kontakt mit Armen Seelen, wurde sie von vielen Tausend Menschen immer wieder nach dem Befinden Verstorbener gefragt.

Sie hatte täglich einen großen Berg Briefe zu bewältigen. Pfarrer Bischof erfuhr von einem der Briefträger, dass zum Teil bis 50 Briefe pro Tag an Maria Simma überbracht wurden! Ihr ganzes Leben hatte sie in den Dienst des Armen-Seelen-Apostolates gestellt, und arbeitete dafür sehr oft auch nachts. Unermüdlich betete und sühnte sie für ihre Armen Seelen. Oft wurde sie von anderen um Rat gefragt. In den Sommermonaten kamen nicht selten sieben bis acht Omnibusse aus allen Ländern Europas.

Maria Simma, die sehr einfach gelebt, war für Arme und Notleidende stets eine Hilfe. Sie spürte geradezu, wenn sich jemand ihr anvertraute, dem die finanziellen Mittel fehlten. Doch nicht nur finanzielle Nöte half sie zu beseitigen, sondern auch seelische. Sie war darauf bedacht, dass die Menschen, denen sie begegnete, ihre Seele zu retten vermögen. So hörte sie einmal in einem Zugabteil einen Mann schrecklich fluchen. Sie ging zu ihm hin, und stellte ihn zur Rede, dass er es künftig unterlasse, unserem Gott so zu fluchen. Nach vielen Jahren kam dieser Mann auf sie zu als Arme Seele. Er bedankte sich bei ihr ganz herzlich, dass sie für ihn damals dieses Vaterunser gebetet hat. Dieses habe ihn vor einer ewigen Verdammnis bewahrt.

Wie erlebte sie die Armen Seelen: Seit 1940 meldeten sich Arme Seelen mit der Bitte um Gebetshilfe. Die Sühneleiden für diese Seelen hatte sie seit dem Allerseelentag 1953. Der Monat November ist für die Armen Seelen eine ganz besondere Gnadenzeit. Für Maria Simma hingegen ein Martyrium. Dies zeigte sich etwa so: Wenn eine Seele ihr Leid zufügte, war es ihr, als ob man ihre Glieder auseinander zerren würde. Von allen Seiten wurden mit Gewalt scharfe Dolche in sie hineingestoßen, oder es war, als ob stumpfes Eisen in sie hineingetrieben würde. Die Sühneleiden für Abtreibung und Unkeuschheit bestanden in fürchterlichen Leibschmerzen und großer Übelkeit. Dann kam es ihr vor, als läge sie stundenlang zwischen Eisblöcken. Die Kälte drang ihr bis ins Mark, was die Sühneleiden für Lauheit und religiöse Kälte waren. Alle diese Sühneleiden nahm Maria auf sich, wenn es ihr auch manchmal schwer fiel. Oft war es so hart, dass sie es auf natürliche Weise nicht ausgehalten hätte. Die Armen Seelen erschienen in verschiedenen Gestalten und auf verschiedene Weise. Manchmal klopften sie an, oder aber sie waren einfach da. Die einen sah sie in Menschengestalt, andere waren schwer zu erkennen. Je mehr sie von ihren Leiden befreit wurden, um so klarer konnte man sie sehen. Heimliche Beobachter, die an der Echtheit der ganzen «Erscheinungsgeschichte» zweifelten, wurden bald eines besseren belehrt. Die Neugierde einiger Burschen drängte sie am 6. Dezember 1954 nachts mit einer Leiter bis zum Schlafzimmerfenster vorzudringen. Dieses stand offen, so dass sie den Vorgang im Rauminnern mit ansehen und hören konnten. Sie hörten, wie Maria Simma in ihren Leiden stöhnte und weinte. Sie hörten, wie sie sich mit jemandem unterhielt, dessen Stimme die Burschen jedoch nicht hörten. Außerdem war Maria Simma die Gabe zuteil, die Richtigkeit der Meldung zu prüfen. Die meisten Seelen, die ihr anempfohlen wurden, oder für welche sie nach ihrem Befinden befragen musste, kannte sie weder vom Namen her, noch vom Sehen. Die Armen Seelen hingegen machten Maria Simma aufmerksam, auf kommende Dinge. So geschah es bei einer Lawinenkatastrophe: Im Januar 1954 erfuhr Maria Simma, dass noch lebende Opfer unter dem Schnee begraben liegen. Tatsächlich fand man zwei Tage später das letzte Opfer lebend in Blons. Fasst man alles zusammen, so handelt es sich bei Maria Simma um eine besondere Gnadenberufung für die Armen Seelen. Das kommt deutlich zum Ausdruck in einer Aufzeichnung vom 21. November 1954 wo sie schreibt: «Ich dachte schon oft daran, wie ich einer anderen Person eine Arme Seele zuschicken könnte und fragte warum sie sich nicht bei ihren Angehörigen direkt meldete. Das wäre doch viel einfacher, als wenn ich es melden muss. Da kam eine Seele und gab mir einen scharfen Verweis: Versündige dich nicht gegen Gottes Verfügung. Gott teilt seine Gnaden aus, wem er will. Nie wirst du die Macht bekommen, einer anderen Person eine Arme Seele zu schicken. Nicht deiner Verdienste wegen lässt Gott das bei dir zu. Was die Verdienste betrifft, so würden es viele andere besser verdienen als du. Zwar hast du als Kind den Armen Seelen schon viel Hilfe gebracht, aber auch das war eine große Gnade. Manche Seelen hätten diese Gnade besser genützt als du. Neben den Heiligen, die auf Erden große Wunder gewirkt haben, sind im Verborgenen noch größere Heilige gewesen, die nicht die Macht dazu hatten, die aber doch größere Heiligkeit erlangten als jene, denen Gott die Macht gab, Wunder zu wirken. Man darf nicht vergessen: Von dem, der mehr Gnaden bekommt, wird auch mehr verlangt! Gott will, dass wir um seine Gnade bitten, ein gutes und beharrliches Gebet dringt durch die Wolken und wird so erhört, wie es für den Beter am besten ist.

"Unschätzbar sind die Ablässe", sagen die Armen Seelen bei Maria Simma, deren Charisma darin bestand, durch Gebet und Sühneleiden den Armen Seelen zu helfen. Der Ablass ist nämlich der vor Gott gültige Nachlass zeitlicher Strafen, die hier oder im Jenseits noch abzubüßen sind.

Die Fegfeuerschau

«Das Fegfeuer ist vielerorts», hat Maria Simma auf eine Anfrage geantwortet. «Die Seelen kommen nicht aus dem Fegfeuer, sondern mit dem Fegfeuer.» Maria Simma hat verschiedentlich das Fegfeuer gesehen: ausschnittweise einmal so, ein andermal anders.

Überaus viele Seelen sind im Fegfeuer. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Einmal sah sie viele Seelen, lauter unbekannte. Die Seelen, die gegen den Glauben gefehlt haben, trugen eine dunkle Flamme auf dem Herzen, andere, die durch Unzucht gesündigt hatten, eine rote Flamme.

Dann wieder sah sie die Armen Seelen in Gruppen:

Priester, Ordensmänner, Ordensschwestern, sie sah Katholiken, Protestanten und Heiden. Die Seelen der Katholiken müssen schwerer leiden als die der Protestanten. Die Heiden hingegen haben ein noch leichteres Fegfeuer, aber sie bekommen auch weniger Hilfe, und es dauert länger. Die Katholiken bekommen mehr Hilfe und werden rascher erlöst.

Sie sah auch viele Ordensmänner und Ordensschwestern im Fegfeuer wegen Lauheit und Lieblosigkeit. Bereits Kinder von sechs Jahren können längere Zeit im Fegfeuer leiden müssen.

Die Liebe und Gerechtigkeit Gottes im Fegfeuer wurde Maria Simma in wunderbarer Harmonie offenbar. Jede Seele wird nach der Art ihrer Verfehlungen und nach dem Affekt, mit dem sie die Sünde beging, bestraft.

Die Heftigkeit des Leidens ist sehr verschieden. Manche haben zu leiden, wie man es in einem mühevollen Leben auf Erden mitmachen muss und müssen auf die Anschauung Gottes warten. Ein Tag schweren Fegfeuers ist mehr als zehn Jahre leichten Fegfeuers. Der Dauer nach ist es sehr verschieden. Der Kölner Priester war vom Jahre 555 bis Christi Himmelfahrt 1954 im Fegfeuer und wäre er nicht durch Sühneleiden von Maria Simma erlöst worden, hätte er noch lange furchtbar weiterleiden müssen. Es gibt auch Seelen, die bis zum Jüngsten Tag schwer leiden müssen. Andere haben nur eine halbe Stunde zu leiden oder noch weniger, sie fliegen gleichsam durch das Fegfeuer.

Der Teufel kann Arme Seelen quälen, besonders jene, durch deren Mitschuld andere in die Hölle gekommen sind.

Die Armen Seelen leiden mit wunderbarer Geduld und preisen die Barmherzigkeit Gottes, dank derer sie der Hölle entronnen sind. Sie wissen, dass sie das Leiden verdient haben, und sie bereuen ihre Fehler. Sie flehen zu Maria, der Mutter der Barmherzigkeit. Maria Simma sah auch viele Seelen, die auf die Hilfe der Mutter Gottes warteten.

Wer im Leben meine, das Fegfeuer sei harmlos und daraufhin sündige, müsse es bitter büßen.

Einmal hörte Maria Simma im Zugabteil einen Mann schrecklich fluchen. Sie stand auf und stellte den Mann zur Rede. Er solle doch so gut sein und aufhören, Gott zu lästern. Später, nach vielen Jahren, erschien ihr die Seele jenes Mannes und sagte ihr, dass das Vaterunser, das sie damals für ihn gebetet habe, ihn gerettet habe, und er dankte ihr dafür und bat sie um ihr weiteres Gebet.

Bei der Lawinenkatastrophe im Januar 1954 erfuhr Maria Simma von Armen Seelen, dass noch lebende Opfer unter dem Schnee vergraben waren. Das letzte lebende Opfer wurde zwei Tage später in Blons gefunden. Auch andere Katastrophen des Marianischen Jahres wurden ihr vorhergesagt. Die Hochwasserkatastrophe des Sommers 1954 hat sie mir zwei Tage vor den Zeitungsnachrichten angekündigt. Arme Seelen sprachen ihr davon. ...

Maria Simma starb am 16. März 2004.

BEGEGNUNGEN MIT ARMEN SEELEN - MARIA SIMMA 1

BEGEGNUNGEN MIT ARMEN SEELEN - MARIA SIMMA 2

BEGEGNUNGEN MIT ARMEN SEELEN - MARIA SIMMA 3

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BEGEGNUNGEN MIT ARMEN SEELEN - MARIA SIMMA 4

BEGEGNUNGEN MIT ARMEN SEELEN - MARIA SIMMA 5

BEGEGNUNGEN MIT ARMEN SEELEN - MARIA SIMMA 6

Erlebnisse von Padre Pio

Bereits als Kind hatte Padre Pio Erscheinungen. Der kleine Francesco sprach nicht davon, weil er glaubte, dass alle Menschen Erscheinungen hätten. Die Erscheinungen waren Engel, Heilige, Jesus, die Jungfrau Maria, manchmal aber auch der Teufel. In den letzten Tagen im Dezember 1902, während er auf seine Berufung wartete, hatte Francesco eine Vision. Hier ist der Bericht, den er einige Jahre später seinem Beichtvater machte: Francesco sah einen stattlichen Mann von seltener Schönheit, leuchtend hell wie die Sonne, der ihn an der Hand nahm und ihm genaue Anweisung gab: es ist besser für dich, wenn du mit mir kommst und wie ein guter Krieger kämpfst. Er wurde von dem Mann auf eine weite Fläche gebracht. Dort waren eine große Menschenmenge, die in zwei Gruppen aufgeteilt war: die einen hatten ein schönes Gesicht, weiße Kleider an und wirkten sympathisch. Die anderen wirkten widerwärtig, waren schwarz gekleidet und sahen wie dunkle Schatten aus. Francesco wurde zwischen die zwei Gruppen gestellt und sah sich einem großen Mann gegenüber, der so groß war, dass er mit seiner Stirn die Wolken berühren konnte. Er hatte ein hässliches Gesicht und kam auf ihn zu. Der Schöne forderte Francesco auf, gegen den Riesen zu kämpfen. Er betete darum, den Zorn des bösen Riesen zu besänftigen. Der Schöne blieb an seiner Seite: Sein Wiederstand wird gebrochen, wenn du gegen ihn kämpfst. Gehe treu und selbstsicher in den Kampf, ich werde bei dir sein und nicht zulassen, dass das Böse siegt. Francesco nahm den Kampf an und es wurde eine fürchterliche Schlacht. Francesco gewann und der Böse musste fliehen und nahm all die dunklen Schatten unter Heulen und ohrenbetäubendem Schreien mit. Die anderen, die Guten, schrieen ihren Applaus hinaus und priesen den, der dem armen Francesco in der großen Schlacht beistand. Der prächtige, helle Mann war strahlender als die Sonne. Er setzte Francesco eine Krone auf den Kopf, die so wunderbar war, dass sie nicht zu beschreiben ist. Gleich danach wurde die Krone von Francesco´s Kopf wieder abgenommen und der helle Mann sagte zu ihm: Eine andere Krone, viel schöner als diese, liegt für dich bereit, wenn du dein Leben lang gegen das Böse kämpfst. Das Böse wird aber immer wieder zum Angriff übergehen ... sorge dich nicht um deine Stärke ... ich werde immer in deiner Nähe sein, ich stehe dir immer bei und du wirst besiegen. Dieser Vision folgten wirkliche Aufeinandertreffen mit den Teufel. Padre Pio hatte in seinem Leben mehrere Begegnungen mit dem Feind der Seelen. Tatsächlich war es eines seiner wichtigsten Ziele, die Menschen aus den Fangarmen des Teufels zu entreißen.

Eines abends war Pater Pio in einem Zimmer, im Erdgeschoß des in eine Pension umgewandelten Klosters. Er war allein und hatte gerade die Liege bezogen, als ihm plötzlich ein Mann erschien, eingehüllt in einem schwarzen Umhang. Pater Pio war erstaunt und erhob sich, um den Mann zu fragen, wer er sei und was er wolle. Der Fremde antwortete, er sei eine Seele aus dem Fegefeuer. "Ich bin Pietro Di Mauro", sagte er, ich starb in einem Feuer am 18. September 1908 in diesem Kloster. In der Tat war dieses Kloster nach der Enteignung des kirchlichen Guts in ein Altenpflegeheim verwandelt worden. Ich starb in den Flammen, als ich auf meiner Strohmatratze schlief, genau in diesem Zimmer. Ich komme aus dem Fegefeuer: Gott hat mir gewährt, hierher zu kommen und Sie zu bitten, für mich Morgen früh eine Messe zu lesen. Dank einer Messe ich werde bereit sein, ins Paradies zu gelangen". Pater Pio teilte dem Mann mit, dass er die heilige Messe für ihn lesen würde,..., "aber " sagte Pater Pio: "Ich wollte ihn zur Tür des Klosters begleiten. Ich war gewiss, dass ich mit einer toten Person gesprochen hatte. In der Tat, als wir in den Kirchhof hinaustraten, verschwand der Mann, der bei meiner Seite war, ganz plötzlich. Ich muss zugeben, dass ich sehr erschrocken wieder zurück ins Kloster ging. Pater Paolino von Casacalenda, Abt meines Ordens, bemerkte meine Nervosität. Nachdem ich ihm erklärt hatte, was geschehen war, erbat ich die Erlaubnis, Heilige Messe für die verstorbene Seele zu feiern. Wenige Tage später wollte Pater Paolino, die Informationen nachprüfen. Er ging zum Büro der Registratur der Gemeinde von St. Giovanni Rotondo, und bekam die Erlaubnis, im Jahr 1908 das Register des Verstorbene zu konsultieren. Die Geschichte von Pater Pio Pater war wahr. Im Register der Verstorbenen des Monats September waren Namen, Nachnamen und Todesursache aufgeführt: "Am 18. September 1908, im Feuer des Pflegeheimes, starb Pietro Di Mauro."

Frau Cleonice Morcaldi von St. Giovanni Rotondo war eine der geistigen Töchter Pater Pio. Ihre Mutter war verstorben. Einem Monat nach dem Tod ihrer Mutter erzählte Pater Pio frau Cleonice nach der Beichte: "Heute Morgen, während ich die heilige Masse feierte, sah ich Ihre Mutter im Himmel ankommen. "

Pater Pio erzählte Pater Anastasio diese Geschichte: "Eines Abends, während ich allein im Chor war, um zu beten, hörte ich Kleidung rascheln, und ich sah einen jungen Mönch, der sich neben dem Hochaltar bewegte. Es schien, dass der junge Mönch den Kandelaber abstaubte und die Blumenvasen der Blumen geraderückte. Ich glaubte, es sei Pater Leone, der den Altar aufräumte, und weil es die Zeit des Abendessens war, ging ich zu ihm, und sagte ihm: "Pater Leone gehe zum Abendessen, es jetzt nicht die Zeit, den Altar abzustauben und aufzuräumen. Aber eine Stimme, die nicht Pater Leones war, antwortete mir: "Ich bin nicht Pater Leone." "Wer sind Sie? ", fragte ich ihn. "Ich bin einer ihrer Brüder, der hier das Noviziat machte. Ich wurde beauftragt, während des Jahres meines Noviziates den Altar zu reinigen. Leider habe ich oftmals versäumt, Jesus Ehrfurcht zu bezeugen, während ich vor dem Altar vorbeiging, und so verursachte ich die Missachtung des Heiligen Sakramentes, das im Tabernakel bewahrt wurde. Für diese ernste Unaufmerksamkeit bin ich immer noch im Fegefeuer. Jetzt schickte mich Gott, in seiner endlosen Güte, hierher, damit Sie die Zeit einleiten, wenn ich ich das Paradies genießen werde. Kümmern Sie sich um mich." Ich glaubte, zu dieser leidenden Seele großzügig zu sein, als ich rief: "Sie werden Morgen früh in Paradies sein, wenn ich die Heilige Masse feiern werde". "Grausam! rief die Seele, dann weinte er und verschwand. Diese Klage wirkte in in meinem Herzen eine Wunde, die ich mein ganzes Leben empfinden werde. In der Tat wäre ich fähig gewesen, diese Seele sofort zum Himmel zu schicken, aber ich verurteilte ihn, eine weitere Nacht in den Flammen des Fegefeuers zu bleiben.

Ordensbruder Pio fügte einige Erfahrungen in seine Briefe an seinen geistigen Vater ein:

Brief an Ordensbruder Augustine, am 7. April 1913 - "Mein geehrter Pater, ich war am Freitagvormittag noch im Bett, als mir Jesus erschien. Er war verunstaltet. Er zeigte mir eine große Menge von Priestern, unter ihnen kirchliche Würdenträger. Einige von ihnen zelebrierten, andere zogen ihre Messgewänder an oder aus. Ich litt sehr, Jesus in diesem Zustand zu sehen. Ich wollte ihn fragen, warum er so sehr litt. Er antwortete mir nicht, sondern zeigte mir diesen Priester, der bestraft wird. Aber kurz danach sah er traurig diese Priester an, und ich sah zu meinem großen Entsetzen zwei Tränen seine Wangen herabfließen. Jesus verließ diese Menge von Priestern und weinte mit dem Ausdruck großen des Ekels auf dem Gesicht: "Schlachter"! Dann sagte er zu mir: "Mein Kind, glaube nicht, dass meine Todesqual nur drei Stunden gedauert hat, nein; wegen der Seelen, die ich liebe, werde ich in Qual leiden bis ans Ende der Welt. Während der Zeit der Qual, mein Kind, kann niemand schlafen. Meine Seele geht auf die Suche nach einem Tropfens menschlichen Mitleides, aber sie lassen mich unter dem Gewicht ihrer Gleichgültigkeit allein. Die Undankbarkeit und der Schlaf meiner Minister machen die Qual für mich schwerer. Sie antworten schlecht auf meine Liebe! Was meine Qual noch größer macht, ist, dass diese Leute ihrer Gleichgültigkeit und Ungläubigkeit ihre Verachtung hinzufügen. Wie oft hätte mein Zorn sie wie ein Blitz überrascht, wäre ich nicht von den Engeln und den Seelen die mich lieben zurückgehalten worden, ..... schreiben Sie an Ihren Beichtvater und erzählen Sie ihm das, was Sie von mir heute Morgen sahen und hörten. Teilen Sie ihm mit, dass er dem provinziellen Vater Ihren Brief zeigen müsse,... " Jesus fuhr fort zu reden, aber ich kann das, was er sagte, nie enthüllen...

Epistolary I (1910-1922) PADRE PIO DA PIETRELCINA: a cura di Melchiorre da Pobladura e Alessandro da Ripabottoni - Edizioni "Padre Pio da Pietrelcina" Convento S.Maria delle Grazie San Giovanni Rotondo - FG

Brief a Pater Agostino vom 13. Februar 1913: - Sorge nicht, ich werde Dir Leiden bringen, aber ich werde Dir auch die Stärke geben enthüllt Jesus mir. "Ich wünsche, dass Deine Seele gereinigt und mit täglich verstecktem Martyrium versucht wird, sei nicht erschrocken, wenn ich es dem Teufel erlaube, Dich zu quälen, und der Welt, Dich anzuwidern, weil niemand gegen jene Leute gewinnen wird, die für meine Liebe unter dem Kreuz leiden, da ich mich entschieden habe, sie zu schützen."

Epistolary I (1910-1922) PADRE PIO DA PIETRELCINA: a cura di Melchiorre da Pobladura e Alessandro da Ripabottoni - Edizioni "Padre Pio da Pietrelcina" Convento S.Maria delle Grazie San Giovanni Rotondo - FG

Brief, um Agostino vom 12. März 1913 - "... mein Pater, hören Sie den Klagen unseres lieben Jesus zu: "Meine Liebe für die Menschen wird mit so viel Undankbarkeit vergolten! Sie hätten mich weniger gekränkt, wenn ich sie weniger geliebt hätte. Mein Vater will sie nicht mehr dulden. Ich würde aufhören, sie zu lieben, aber... (Und hier blieb Jesus schweigsam und, danach überrascht) aber mein Herz ist für das Lieben gemacht! Die kranken müden Menschen bemühen sich nicht, die Versuchungen zu überwältigen. Eher genießen sie ihre Ungerechtigkeiten. Die Seelen, die ich mehr als alles andere liebe, wenn sie eine Versuchung erleiden, wenn sie Erfolg haben nicht mit dem Standhalten. Die schwachen Seelen sind bestürzt und verzweifelt. Die starken Seelen vertrauen, dass sie Jesus lockert. Sie lassen mich in der Kirche allein bei Nacht und am Morgen. Sie kümmern sich nicht um das Sakrament des Altars; sie sprechen nicht mehr von diesem Sakrament der Liebe; auch machen die Leute, die vom Sakrament sprechen, es mit so viel Gleichgültigkeit und Kälte. Mein Herz ist vergessen worden; niemand kümmert sich um meine Liebe; Ich werde immer betrübt. Mein Haus ist ein Spieltheater für viele Leute geworden. Sogar meine Priester, die ich immer wie meinen Augapfel geliebt und geschützt habe; sie sollten mein Herz voll Bitterkeit trösten; mir in der Ablösung der Seelen helfen, stattdessen... wer würde es glauben? ... ernte ich Undankbarkeit von ihnen. Ich sehe, mein Sohn, viele die ... (Hier hielt er inne, das Schluchzen zog ihm die Kehle zu)... unter falschem Anschein mich bei sakrilegischer Kommunion verraten und auf dem Licht und der Stärke herumtrampeln, die ich ihnen ständig gebe...

Die Strafen im Fegefeuer

Die Strafen im Fegefeuer

Die Strafen im Fegefeuer

Allzu flüchtig, leichtsinnig und sorglos gehen wir im allgemeinen mit Fragen um, die mit dem Fegefeuer zu tun haben. Die Leute glauben, dieses Fegefeuer mit glühenden Feuerrosten und Kesseln voller Teer sei eine Erfindung, geeignet für Kinder und bigotte Weiber. Und sie haben recht! Das Fegefeuer ist ganz anders - und viel entsetzlicher - als alles das, was wir hier auf der Erde mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Welch eine schreckliche Überraschung wird es für einen lauen und leichtsinnigen oder unkirchlichen Menschen sein, was seine Seele nach dem Tode alles durchmachen muss! Man denkt so ungern darüber nach. Dabei lässt sich diese Gewissheit nur bis zum Zeitpunkt des Todes verschieben. Am Tod und am Gericht Gottes kommt niemand vorbei!!

Gedankenlosigkeit bewahrt den Menschen vor gar nichts. Den Kopf in den Sand zu stecken, ist eine äußerst sinnlose Verschwendung von Zeit, die man nützlicher damit verbringen kann, den zu erwartenden Qualen wirksam vorzubeugen. Wozu wohl sonst hätte Gott den Menschen das Geheimnis der Existenz des Fegefeuers offenbart? Diese, nur allgemein gehaltenen Informationen hätte uns Gott nicht gegeben, wenn sie für das Wohl unserer Seele nicht unbedingt erforderlich wären! Da Er sie uns jedoch erteilt hat, wäre es eine anmaßende Dummheit, diesen Vorteil nicht zu nutzen.

Welches sind die Leiden des Fegefeuers? Ungezählt und unvorstellbar ist die Vielfalt dieser Qualen, denn jede Schuld hat ein entsprechendes Gegenstück im jenseitigen Läuterungsprozess. Die schlimmste Qual ist für die Seele die Sehnsucht nach Gott, und diese empfindet sie ständig, mit Ausnahme der Zeit in einigen Kreisen des Fegefeuers, in denen es unmöglich ist, an Gott zu denken, was dort wiederum die stärkste Qual für die Seele ist.

In allen übrigen Kreisen zieht es die Seele nach oben, zum Licht, zu Gott hin, und sie leidet, weil es ihr aufgrund ihrer noch nicht verbüßten Schuld unmöglich ist, sich Ihm zu nähern. Kein Verlangen, dessen ein menschliches Herz fähig ist, kann mit diesem verglichen werden; es ist das Verlangen einer wissenden, aus der Enge der Sinne bereits befreiten, unsterblichen Seele nach der Rückkehr zu ihrem Schöpfer und Herrn.

Gott zieht sie an wie ein gewaltiger Magnet von ungeheurer, überwältigender Kraft. Von der Sehnsucht nach Gott kann sich die Seele nicht befreien, ebenso wie ein kleines, willenloses, Metallteilchen sich nicht von einem Magneten lösen kann, der es mit seinen Polen anzieht. Diese Sehnsucht ist der Grund, auf dem sich die verschiedenartigsten Leiden, Qualen und Zustände einer sich im Reinigungsprozess befindlichen Seele abzeichnen. Das Fegefeuer besteht aus unzähligen Kreisen verschiedenster Art. Manche kenne ich nur dem Namen nach, wie z.B. den Kreis des Hungers, der Angst, des Grauens, der Bedrängnis.... Über andere habe ich von meinen heiligen Betreuern einiges erfahren. Bei meiner Schilderung des Fegefeuers werde ich die Qual der Sehnsucht zu Gott übergehen, da ja diese Sehnsucht der Grundzustand jeder büßenden Seele ist.

Man könnte annehmen, da die Seele in ihrem Reinigungsprozess in immer höhere und der ewigen Helligkeit nähere Kreise eingeht - die Qual der Sehnsucht würde angesichts der Hoffnung auf ihre nahende Befriedigung - abnehmen. Aber nein! Die sich verringernde Entfernung von dieser Helligkeit bewirkt, dass das angestrengte Streben der Seele nach einer Verbindung mit Ihr noch verstärkt wird - mit ungeahnter Kraft wird sie von dieser Helligkeit fast an sich gerissen - so dass die Sehnsucht nach Gott im letzten Fegefeuerkreis, wo außer dem Warten keine weiteren Leiden mehr zu erdulden sind, ihre höchste Intensität erreicht.

Der Kreis der Irrungen

Der Kreis der Irrungen

Die erste und schrecklichste Fegefeuerstufe ist der Kreis der Irrungen. In dieser Zeit kreist die Seele in der Nähe der Erde umher, hat aber keinerlei Berührungspunkte mehr mit ihr. Sie weiß weder, was in der Vergangenheit mit ihr los war, noch, was in Zukunft mit ihr geschehen wird; sie kennt nur so etwas wie eine geisterhafter quälende Gegenwart. Ein Ende ihrer gegenwärtigen Qualen sieht sie absolut nicht. Sie versteht überhaupt nichts. Sie weiß nicht, was mit ihr geschieht wofür - wo - und für wie lange ...

Manchmal trifft sie auf ganze Scharen von anderen, ihr feindlich gesinnten, ebenfalls umherirrenden Seelen, mit denen sie sich nicht verständigen kann, vor denen sie sich fürchtet, denen sie jedoch nicht ausweichen kann. Es gibt für sie weder Rast noch Linderung. Nur die ständige Bewegung - ziellos, rastlos - eine unaufhörliche Suche, ohne zu wissen, wonach, und der Gedanke, dass das, was ist oder vielmehr das, was nicht ist - immer so weitergehen kann.

Das einzige, was für sie existiert, ist das in völliger Einsamkeit gemarterte, verschreckte, verirrte - Bewusstsein der eigenen Persönlichkeit, das kein Gefühl für Zeit und Raum hat und weder einen Sinn noch ein Ziel sieht. Es ist die ununterbrochene Suche nach einem entsprechenden Ort und gleichzeitig die ständige Unmöglichkeit, einen solchen Ort zu finden. In diesem Kreis befinden sich noch einige der Häscher Christi, die nicht für ewig verdammt sind.

Der Kreis der Dunkelheit

Der Kreis der Dunkelheit

In dieser Fegefeuerstufe weiß die Seele immer noch nichts von Gott. Sie hat auch keine Ahnung davon, was sie in Zukunft erwartet. Dafür ist sie jetzt gezwungen, sich fortwährend und mit peinlicher Genauigkeit an ihre Schuld, an all ihre Sünden, Fehler, Versäumnisse und Nachlässigkeiten zu erinnern. Es wird ihr bewusst, wie jämmerlich und nichtig der damals erzielte Nutzen im Vergleich zu dem jetzigen Verlust war. Es ist das einzige, was sie versteht. Sie wird gequält von den ständigen Gedanken an Zeiten, in denen sie Böses getan hat, sowie von dem Gefühl ihrer eigenen Machtlosigkeit, da sie jetzt nichts mehr nachholen oder rückgängig machen kann. Durch den Anblick auf das Verlorene und auf die Strafe dafür wird sie überwältigt von Reue und Verzweiflung. Ohnmächtige Verzweiflung, Bitterkeit und Wehmut, das Gefühl von Verlassenheit, Abscheu gegen die eigenen Taten, daraus besteht die nie erlöschende Glut, die sie verzehrt.

Im Kreis der Götzenanbeter

Im Kreis der Götzenanbeter

Alle jene, die irgendwann einmal gegen das erste Gebot verstoßen und an die höchste Stelle Menschen, die Wissenschaft, eigene Ambitionen, sich selbst oder irgendwelche Gegenstände gesetzt haben - sie haben jetzt das volle Bewusstsein der Existenz eines Einzigen Gottes, und mit einer verzweifelten, hoffnungslosen Sehnsucht sehnen sie sich nach Ihm.

Sie sehen jedoch, wohin sie auch blicken, nur ihre früheren Götzen vor sich. So gern sie jetzt den wirklichen Gott anbeten und preisen würden, sie sehen Ihn nicht, sondern erinnern sich ständig an ihre früheren, albernen Ehren Bezeugungen. Sie wollen Gott um Hilfe bitten, müssen sich jedoch damit an jene Götzen wenden, obwohl sie jetzt bereits die ganze Sinnlosigkeit einer solchen Bitte erkennen und verstehen. Sie möchten gern das Licht sehen, das sie irgendwo über sich spüren, aber all das, dem sie früher an Stelle von Gott huldigten, schiebt sich wie eine feindliche Wolke vor diese Helligkeit und verdunkelt ihnen die Sicht. Jeder Gedanke an das zu Lebzeiten Versäumte, an die durch eigenen Willen herbeigeführte Verfälschung der Werte vertieft noch ihre Trauer und Qual.

Im Kreis der Mitschuldigen

Im Kreis der Mitschuldigen

Hier treffen sich diejenigen wieder, die einander zu Lebzeiten auf irgendeine Weise geholfen haben, zu sündigen. Obwohl ihnen dieses Zusammensein große, empfindliche Schmerzen bereitet, können sie sich nicht voreinander verstecken und haben einander ständig vor Augen.

Die meisten, die sich hier aufhalten, waren einmal in sündiger Liebe miteinander verbunden. Sie fühlen sich schuldig und durch den jeweils anderen benachteiligt. Sie sind einander böse - und haben gleichzeitig Gewissensbisse. Sie möchten einander gern aus ihrem Gedächtnis streichen - können aber nicht auseinandergehen. Wie elend, abscheulich und schmutzig erscheint ihnen jetzt das, was sie einmal verband! Wie deutlich können sie jetzt den wirklichen Wert eines Menschen erkennen! Sie verstehen absolut nicht, wie sie jemals so blind sein konnten. Wie gern würden sie die ganze Verantwortung auf die Person schieben, die ihnen zu Lebzeiten so vertraut und teuer war!

Mit welcher Wut würde einer dem anderen die gemeinsam verübten Missetaten zuschreiben! Dabei können sie sich an jede Einzelheit, jeden Augenblick, jede schmutzige Regung ihres Herzens erinnern. Reue und Scham brennen in ihnen - Gefühle, die sie zu Lebzeiten nicht kannten!

Im Kreis der Erkennung der Konsequenzen

Im Kreis der Erkennung der Konsequenzen

Dies ist eine unsagbar leidvolle Fegefeuerstufe! Wie durch einen geöffneten Vorhang kann die Seele die Erde und selbst die entferntesten Folgen ihrer Vergehen und Fehler beobachten. Oft sieht sie ihr Lebenswerk in Trümmern liegen, und sie weiß jetzt, dass dies geschehen ist, weil der Grundstein dafür aus Sünde und Lastern bestand. Sie sieht nun, dass jede Abweichung vom Gesetz Gottes sich an ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln rächt. Sie erkennt, welche Früchte das von ihr zu Lebzeiten gepflanzte schlechte Beispiel bringt, wie viele Seelen und Herzen mit dem Unkraut falscher Lehren, Begriffe und Grundsätze bewachsen sind, das sie ausgesät hat. In diesem Kreis leidet die Seele nicht nur für sich, sondern für alle Sünden, die sie verursacht hat. Sie leidet gerade dadurch, dass sie jetzt alles versteht und mit ansehen muss, welche entferntesten und vielfältigsten Folgen ihre Sünden auf der Erde haben.

Im Kreis der Einsamkeit

Im Kreis der Einsamkeit

In diesem Kreis leiden jene, die zu Lebzeiten in gedankenloser Weise stets nach viel Betriebsamkeit, Lärm und Unterhaltung Ausschau hielten und dadurch niemals Zeit gefunden haben, über den Wert der Seele nachzudenken, jene, die die kurze und kostbare Zeit ihres irdischen Lebens mit Dingen vertrödelten, die leer, nichtig, wertlos und damit auch übel und sündig waren. In absoluter Einsamkeit grübeln sie jetzt über die traurige Leere der so verlorenen Stunden und Jahre. Gern würden sie jemanden zu sich rufen, ihre Not mit jemandem teilen, fühlen, dass jemand bei ihnen ist. Von allen Seiten umgibt sie jedoch diese unfassbare, unendliche, hoffnungslose Leere und Einsamkeit. Es ist, als befänden sie sich in einem leeren Haus ohne Fenster und Türen. Sie wissen auch nicht, ob und wann sie dieses Haus jemals verlassen werden.

Im Kreis des quälenden Lärms

Im Kreis des quälenden Lärms

Im Gegensatz zum Kreis der Einsamkeit halten sich hier die Seelen derjenigen auf, die zu ihren Lebzeiten den Menschen stets aus dem Weg gingen oder sie gar verachteten und die den anderen nie etwas von sich gegeben haben. Diejenigen, die sich und anderen dadurch Schaden zufügten, dass sie stets die Einsamkeit suchten und nur ihren eigenen Erlebnissen und Empfindungen Beachtung schenkten. Diejenigen, die z.B. den Gottesdiensten fernblieben, um dem allzu großen Gedränge zu entgehen. Diejenigen, die mit sich selbst geizten und sich stets schweigend zurückzogen, anstatt die Gaben ihres Geistes mit anderen zu teilen. Diejenigen, die sich in die enge, eingeschränkte Welt ihrer eigenen Gedanken und Belange einschlossen, weil sie bequem oder faul waren und keine Lust hatten, ihren Mitmenschen in irgend einer Weise zu dienen. Diejenigen, die ihren Frieden über alles schätzten und von ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung zur Nächstenliebe nichts wissen wollten. - Es sind also die Seelen der Menschen, die eher passiv als aktiv gesündigt haben, Menschen, die scheinbar nichts Böses taten, jedoch auch nicht das Gute vollbrachten, das sie hätten vollbringen können aus Hochmut, Verachtung, Geiz und egoistischer Liebe zur Bequemlichkeit. Ihre Seelen befinden sich jetzt in ständiger Unruhe und Bewegung. Nirgends ein ruhiger Winkel, nirgends Einsamkeit! Überall Scharen und Massen von Seelen, die sich nach Ruhe sehnen, während sie sich gleichzeitig gegenseitig ihrer Ruhe berauben. Von allen Seiten Blicke - überall ist jemand - man steht ständig unter Beobachtung. Bewegung - Lärm - Trubel - ununterbrochene, rastlose Bedrängnis bis zum Überdruss.

Im Kreis des Verlangens

Im Kreis des Verlangens

Die Seelen derjenigen, die in Unkeuschheit lebten und ihre körperlichen Bedürfnisse durch Genuss, Entartungen und Wollust zu befriedigen suchten, müssen hier in vollem Bewusstsein der Abscheulichkeit ihrer Taten ständig darüber nachdenken, dass sie sich selbst den Weg zur wahren Quelle des Lebenswassers versperrt haben ... In ihnen brennt ein fürchterliches, unauslöschliches Verlangen nach Reinheit ... Sie fühlen sich beschmutzt, entehrt, niederträchtig und werden gequält von erstickendem Ekel auf sich selbst. Sie haben den dringenden Wunsch, sich zu waschen, zu reinigen, den Schmutz von sich zu spülen - und um sie herum ist alles trocken, heiß und feindlich. Diese Menschen haben zu ihren Lebzeiten aus verschmutzten Quellen getrunken, und nur durch lang andauerndes Leiden können sie sich jetzt reinwaschen, bevor sie aus einer sauberen Quelle trinken dürfen.

Im Kreis der Einbildung

Im Kreis der Einbildung

In diesem Kreis halten sich die Seelen der Menschen auf, die ihr Leben mit Gelüsten und Einbildungen verbrachten, die sich, ständig auf der Suche nach neuen Eindrücken und Erlebnissen, hinter falschen Posen versteckten und mit erfundenen Unglücken prahlten. Sie lebten nur in dem, was sie sich aus gedacht hatten und was ihnen wie sie meinten - am besten "zu Gesicht stand".

Hierhin kommen die Seelen der Menschen, die die einfachsten, allgemein gültigen Regeln des realen Lebens nicht kennen und beachten wollten. Sie haben sich eigene, künstliche, unpassende Regeln geschaffen, die für niemanden von irgendwelchem Nutzen waren. Hier werden ihre Seelen weiterhin nach ihren wertlosen Scheinbildern leben müssen - sie irren ziellos umher in einer ergebnislosen Suche nach dem wirklichen Sinn und nach wesentlichen Werten, verstricken sich in dem verworrenen, zwecklosen und nun absolut richtig bewerteten Chaos ihrer eigenen Scheinwelt.

Der Kreis der trügerischen Hoffnungen

Der Kreis der trügerischen Hoffnungen

Die Seelen der Menschen, die zu ihren Lebzeiten wortbrüchig waren und ihre Versprechen nicht einhielten, die in anderen Menschen vergebliche Hoffnungen weckten, die zwar eine Menge guter Vorsätze, Möglichkeiten und Regungen hatten, diese jedoch aus Nachlässigkeit nie zu Ende führten, die es immer auf einen späteren Zeitpunkt aufschoben, sich zu bessern oder wirklich zu beten - sie leiden in diesem Teil des Fegefeuers unter der Hoffnung auf ihre baldige Erlösung. Sie glauben ständig daran, dem Ende ihrer Qualen nahe zu sein, jeden Augenblick scheint sich für sie die Tür zur vollkommenen Glückseligkeit öffnen zu wollen, als brauchten sie nur ihre Hand auszustrecken, ein paar Schritte zu gehen - doch plötzlich finden sie sich inmitten von abgrundtiefer Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Es ist eine ständige Wiederholung einer immer gleichen Hoffnung und Enttäuschung ... Wie ein anstrengendes Klettern auf einer gläsernen, senkrechten Wand, dem ein ohnmächtiges Hinabgleiten auf den Grund folgt ...

Sie können ihre ständige Marter nicht unterbrechen. Unzählige Male beginnen sie von vorn, und unzählige Male trifft sie wieder dieselbe Enttäuschung. Dieses Geschehen wiederholt sich so lange, bis jede einzelne - auch die geringste - Schuld aus diesem Bereich getilgt ist.

Im Kreis der einzig waren Busse

Im Kreis der einzig waren Busse

Es ist der, wenn man es so ausdrücken kann, am weitesten ausgedehnte Teil des Fegefeuers: Alle Seelen, die etwas zu verbüßen haben, müssen durch diesen Kreis hindurchgehen.

Wenn die Seele in den anderen Regionen des Fegefeuers an ihrem eigenen Schaden, an der Verzögerung ihres eigenen Glücks, an ihrem eigenen Schmerz leidet und mit Hilfe von Vorstellungen, die ihr selbst Qualen bereiten, Stufe um Stufe ihrer Läuterung entgegengeht - so denkt sie hier, im Kreise der einzig wahren Buße, in dem sie für alles noch einmal leidet, nur noch an das eine: dass sie ihren Schöpfer beleidigt hat! - Das Bewusstsein des eigenen Schadens verschwindet in diesem Kreis spurlos. Es bleibt nur die umfassende, vollkommene Erkenntnis der vernachlässigten Pflichten, die jeder Gott gegenüber hat. Hier erlebt sie noch einmal mit aller Deutlichkeit und Pein ihr ganzes Leben, Tag für Tag, jeden einzelnen Augenblick und jeden einzelnen Gedanken. Nicht die kleinste sündhafte Herzensregung bleibt ihr erspart - soweit sie nicht bereits auf der Erde durch bewusstes Leiden verbüßt worden ist. -

Bemerkung: Wenn es uns während unseres Lebens leider nicht bewusst geworden ist, dass die Sünde in erster Linie eine Beleidigung des allmächtigen Gottes ist, der einen jeden Menschen aus Liebe erschaffen hat, und dem wir unser ganzes Leben hindurch in größter Dankbarkeit anbeten müssen, und dem wir vollkommenen Gehorsam zu leisten haben, dann wird es uns im Kreis der wahren Buße klar, dass das gilt, was wir schon im Kinderkatechismus gelernt haben: "Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, IHN zu lieben, IHM zu dienen und dadurch in den Himmel zu kommen." Und um das genauer zu erklären heißt es im 1. Gebot: "Du sollst den Herrn Deinen Gott lieben mit deinem ganzem Herzen, mit deiner ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit allen deinen Kräften; und deinen Nächsten sollst Du lieben wie dich selbst!"

Jetzt im Fegefeuer wissen wir es, jetzt erinnern wir uns daran, das wir es schon als Kind gelernt hatten, aber leider haben wir uns ein Leben lang darüber hinweggesetzt. Wir wollten es nicht wahr haben, jetzt erleiden wir es!!! Mensch, kehre um solange Du noch Zeit hast! Einmal ist Deine Zeit zuende!!

Allgemeines über das Fegefeuer

Die Realität des Fegefeuers darf nicht stillschweigend übergangen werden. Die Lehrelemente, die eine solche Aussage gestatten, finden sich im wesentlichen in der Heiligen Schrift und in der Tradition. Denn gerade die christliche Tradition übergibt uns die tröstliche Lehre vom Fegefeuer, von der Läuterung in der barmherzigen Liebe Gottes, der will, dass niemand verloren gehe. Ja, es genügt zu lieben, denn "Gott ist Liebe", und unsere Religion ist eine Religion der Liebe. Darum ist jede Sünde zunächst ein Mangel an Liebe. Sie ist ein Vergehen gegen Gottes Liebe. Daher muss sie auch durch die Liebe gesühnt werden: betende und sühnende Liebe in diesem Leben, leidende und verzehrende Liebe im jenseitigen Leben. Denn wer in der Gnade Gottes stirbt, aber noch nicht frei ist von allen Sünden und Sündenstrafen, kann nicht sofort in den Himmel eingehen, sondern kommt an einen Reinigungsort, den die Kirchenväter "Fegfeuer" oder "Reinigungsfeuer" nennen.

Die Armen Seelen sind erfüllt von bitterer Reue über ihre Sünden und von brennender Sehnsucht nach dem heiligen, guten Gott. Sie leiden umso mehr im Reinigungsort, je mehr sie die Gnaden der Bekehrung oder Vereinigung, die Gott ihnen tagtäglich angeboten hat, auf ihrem irdischen Pilgerweg vernachlässigt haben. Die Seelen im Fegefeuer heißen zurecht "Arme Seelen", hilfsbedürftige Seelen. Sie können nichts mehr für sich tun. Nur mehr sühnen, leiden, beten, bitten!

Die Leiden und Strafen der Armen Seelen sind nach dem heiligen Augustinus schlimmer als die Qualen der Märtyrer. Thomas von Aquin, der große Theologe, Kirchenlehrer und Heilige, lehrt: "Die geringste Strafe im Fegfeuer ist schlimmer als das größte Leid auf Erden." ...

Wüssten wir, was das Fegfeuer ist, wir würden alles tun, um es zu vermeiden. Nach den Zeugnissen vieler Heiliger und der Armen Seelen selbst gibt es drei Läuterungszonen im Fegfeuer. Die unterste Zone liegt nach der hl. Franziska Romana ganz nahe der Hölle. Zu ihr haben sogar die Dämonen noch Zutritt; davon berichten auch die hl. Birgitta, Mechthild von Magdeburg, Maria Anna Lindmayr, Anna Katharina Emmerich und die stigmatisierte Barbara Pfister. Die Leiden der Armen Seelen sind jedoch tausendfach verschieden, je nachdem, worin und womit sie gesündigt haben; z.B. Sünden gegen die Liebe wie Ehrabschneidung, Verleumdung, Unversöhnlichkeit, Streitereien durch Habgier und Neid werden in der Ewigkeit sehr streng bestraft.

Anna Katharina Emmerich, die große deutsche Ordensfrau, Seherin und Stigmatisierte, hat einmal gesagt: "Alles, was der Mensch denkt, spricht und tut, hat in sich etwas Lebendiges, das fortwirkt zum Guten oder zum Bösen. Wer Böses getan, muss eilen, seine Schuld durch Reue und Bekenntnis im Sakrament der Buße zu tilgen, sonst kann er die Folgen des Bösen in ihrer ganzen Entwicklung nur schwer oder gar nicht mehr verhindern. Ich habe dies bei Krankheiten und Leiden mancher Menschen und bei dem Unsegen mancher Orte oft körperlich gefühlt, und es ist mir immer gezeigt worden, dass ungebüßte und unversühnte Schuld eine unberechenbare Nachwirkung hat. Ich sah die Strafen mancher Sünder bis an den späten Nachkommen wie als etwas natürlich-Notwendiges, ebenso wie die Wirkung des Fluches, der auf ungerechtem Gute liegt, oder den unwillkürlichen Abscheu vor Orten, wo große Verbrechen geschehen sind. Ich sehe dies als so natürlich und notwendig, wie der Segen segnet und das Heilige heiligt..."

Pater Pio, der 1968 im Rufe der Heiligkeit starb, war ein großer Helfer der Armen Seelen. Er trug die Stigmata, die Wundmale Christi, hatte die Gabe der Seelenschau und die Gabe der Bilokation. Unzählige Seelen durfte er durch Gebet, Opfer und Sühneleiden aus den Qualen der Läuterung befreien. Pater Pio, während der hl. Wandlung in Ekstase versunken, schaute Christus in der konsekrierten Hostie. Er opferte sich für die Sünder und für die Armen Seelen im Fegfeuer. ... Pater Pio, der 50 Jahre die Wundmale Christi trug, ist ein unübersehbares Erinnerungsmal an die gekreuzigte und kreuzigende Liebe Jesu Christi, ein leuchtendes Zeichen des stellvertretenden Opferns und Sühnens.

Auch P. Pio sind die qualvollen Prüfungen, die Gott allen jenen vorbehält, die ihn am meisten lieben, nicht erspart geblieben: die dunkle Nacht der Seele, das tiefe Schweigen Gottes, die Zeit der Finsternis und der scheinbaren Gottverlassenheit, in der das Gnadenlicht erlischt und der Glaube dunkel und schwer wird. Denn die Seelen haben ihren Preis; sie müssen erkauft werden durch Leid und Nacht, durch Gebet, Opfer und Sühne: das ist das Geheimnis des Kreuzes.

Über fünfzig Jahre ist dieser stigmatisierte Kapuziner ein von Gott Gezeichneter gewesen, aus dessen Wunden das Blut geflossen ist. Über fünfzig Jahre hat sich dieser stigmatisierte Priester dem Herrn als Sühneopfer angeboten. P. Pio hat das Leid in seinem Leben aus der Kraft des Glaubens bewältigt. Und was ihn besonders auszeichnete, war seine heroische Gottes- und Nächstenliebe, seine Treue zur Kirche. Sein Leben ist ein leuchtendes Zeichen der Fruchtbarkeit des Evangeliums.

Auch Therese Neumann, die Stigmatisierte von Konnersreuth, durfte durch ihr heroisches Sühneleiden vielen Armen Seelen helfen. Besonders während der Nacht hat sie viel für die Armen Seelen gebetet, zu Allerseelen meist die ganze Nacht hindurch. Therese Neumann, die 1962 starb, hat viele Schmerzen und Leiden für die Armen Seelen erduldet und aufgeopfert. Sie durfte dadurch vielen Armen Seelen, die sie in ihrer originellen, urwüchsigen Art "Bettelkatzeln" nannte, helfen. Die Stigmatisierte von Konnersreuth war eine große Helferin der Armen Seelen, die ihr sichtbar erschienen und sie um ihre Hilfe baten. Oft sprach sie von der "unaussprechlichen Not" der Armen Seelen und von den "Qualen", die sie zu erdulden haben...

Die Seelen im Fegfeuer leiden große Qualen, und die Ursache ihres Leidens ist die Sünde. Sie leiden darunter, die Liebe auf Erden nicht so geliebt zu haben, wie sie das hätten tun müssen und können. Die Reue über die Sünde und die Sehnsucht nach Gott scheinen die entscheidende Qual des Fegfeuers zu sein. ... Anna Katharina Emmerich, die die Verstorbenen schauen durfte und die in ihren Visionen das Fegfeuer erlebte, sagte, dass man den Armen Seelen im Gesichte eine unaussprechliche Freudigkeit anmerke wegen ihrer Erinnerung an die Barmherzigkeit Gottes und an ihre bevorstehende Erlösung. ... Anna Katharina Emmerich war von tiefem Mitleid für die Armen Seelen im Fegfeuer erfüllt, für die sie Schmerzen, Sorgen und Krankheit litt und aufopferte, um ihnen zu helfen. Oftmals klagte sie: "Es ist traurig, wie jetzt so wenig den Armen Seelen geholfen wird. Und ihr Elend ist doch so groß, sie selber können sich ja gar nicht helfen. Wenn aber jemand für sie betet, etwas für sie leidet, ein Almosen für sie spendet, das kommt ihnen augenblicklich zugute. Sie sind dann so froh, so selig wie ein Verschmachtender, dem ein frischer Trunk gereicht wird."

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, was Maria Anna Lindmayr über das Los der Verstorbenen schreibt. ... Kein Theologe könnte uns die Lehre von den Letzten Dingen, vor allem über den Reinigungs- und Reifeprozess im Jenseits, so anschaulich und plastisch schildern, wie diese große Mystikerin aus dem Karmeliterorden es vermag. ... Anna Katharina Emmerichs Visionen haben Aufsehen erregt. ...

Am verlassensten sind nach Anna Katharina Emmerich und Maria Anna Lindmayr jene Seelen, die nicht der Katholischen Kirche angehören, da sie von ihren Angehörigen, die nicht an das Fegfeuer glauben, verlassen sind. Niemand betet für sie, keiner schenkt ihnen gute Werke. Besonders fehlt das hl. Messopfer, das durch nichts ersetzt werden kann. Am längsten und schwersten leiden die hartherzigen Menschen; auch jene, von denen der

selige Heinrich Suso berichtet: "Es gibt Menschen. die Gott so erzürnt haben, dass sie bis zum Jüngsten Tag im Fegfeuer leiden müssen. Es sind die frevelhaften Sünder, die ihre Besserung bis an ihr Lebensende verschieben und dann vor dem Sterben eine kleine Reue aufbringen..."

Maria Anna Lindmayr berichtet in ihren Aufsehen erregenden Tagebuchaufzeichnungen, dass Arme Seelen bis zu "etlichen hundert Jahren" im Fegfeuer sind. Und nach Anna Katharina Emmerich steigt Jesus jedes Jahr am Karfreitag ins Fegfeuer, um die eine oder andere Seele seiner Feinde zu befreien, die Zeuge seines bitteren Leidens und Sterbens war. ...

Zu Maria Lataste, einer großen Sühneseele und Helferin der Armen Seelen, sagte der Heiland: "Bete für sie, denn damit betest du für dich selber... Sind sie erlöst, dann hast du in ihnen ebenso viele Fürsprecher im Himmel, damit du, solange du noch auf Erden weilst, immer heiliger und nach dem Tod bald aus dem Fegfeuer befreit wirst..."

Dass man den Armen Seelen wirksam helfen kann, wissen nur mehr wenige Menschen. Am meisten können wir den verstorbenen Angehörigen durch das heilige Messopfer helfen - es kann durch nichts ersetzt werden. ... Besonders viel helfen die "Gregorianischen Messen", bei denen an dreißig aufeinander folgenden Tagen die heilige Messe für einen Verstorbenen dargebracht wird.

Jedes Leiden, ob körperlich oder seelisch, das für die Armen Seelen im Geiste der stellvertretenden Sühne aufgeopfert wird, bringt ihnen große Erleichterung. ... Von Johannes Maria Vianney, dem heiligen Pfarrer von Ars, ist bekannt, dass er Gott gebeten hat, nachts für die Amen Seelen leiden zu dürfen...

Das Rosenkranzgebet ist nach dem heiligen Messopfer das wirksamste Mittel, den Armen Seelen zu helfen. Durch den Rosenkranz werden täglich unzählige Arme Seelen erlöst, die sonst noch viele Jahre leiden müssten. Wir empfehlen sie dadurch der mächtigen Fürsprache der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, die den Armen Seelen als ihre große Trösterin besonders gern hilft. Sie sagte zur hl. Birgitta: "Ich bin die Mutter aller, die im Fegfeuer sind. Alle ihre Leiden werden durch meine Fürsprache stündlich gemildert."

Auch das Beten des Kreuzweges bringt den Armen Seelen große Linderung, wenn wir dabei das Leiden und Sterben Jesu und die Tränen der Schmerzensmutter für sie aufopfern. Wir können nach jeder Station hinzufügen: "Gekreuzigter Herr Jesus Christus, erbarme dich unser und der Armen Seelen im Fegfeuer."

Sehr hilfreich ist für die Verstorbenen auch der alte Brauch, zu den heiligen 5 Wunden Christi zu beten.

"Unschätzbar sind die Ablässe", sagen die Armen Seelen bei Maria Simma, deren Charisma darin besteht, durch Gebet und Sühneleiden den Armen Seelen zu helfen. Der Ablass ist nämlich der vor Gott gültige Nachlass zeitlicher Strafen, die hier oder im Jenseits noch abzubüßen sind. ...

Als besonders wohltuend für die Armen Seelen, die sich selbst nicht mehr helfen können, bezeichnet Maria Anna Lindmayr das Weihwasser. Die leidenden Seelen, die auf unsere Hilfe warten, spüren die reinigende und heiligende Kraft des Weihwassers, aber auch die Liebe, mit der es täglich gegeben wird. ...

Nach Maria Simma hilft auch das Brennen von Kerzen den Armen Seelen; zunächst weil es ein Akt der Aufmerksamkeit und Liebe ist, dann weil die Kerzen geweiht sind und ihr Licht in die Finsternis der Armen Seelen hineinleuchtet. ...

Gerade die verlassenen Priesterseelen sind besonders dankbar und treu. Sie haben eine große fürbittende Macht bei Gott. Unzähligen Menschen haben sie schon geholfen. ...

Die heilige Katharina von Bologna schreibt: "Oft habe ich das, was ich durch die Anrufung der Heiligen im Himmel lange nicht erhalten konnte, sogleich erlangt, wenn ich meine Zuflucht zu den leidenden Seelen im Fegfeuer genommen habe..."...

Wer die Gnadennovene hält und den Armen Seelen hilft, wird wahre Wunder erleben. Denn die Armen Seelen sind dankbar und treu."

WIE LANGE DAUERN DIE LEIDEN IM FEGEFEUER?

Die Dauer der Leiden im Fegefeuer richtet sich nach der Art und Größe der Sünden.

Aus Privatoffenbarungen erfahren wir darüber folgendes:

Am längsten und am schwersten leiden hartherzige Menschen, wogegen weichherzige Menschen bald aus dem Fegefeuer befreit werden.

Die Hl. Margareta Maria Alacoque zu Paray-le-Monial (+ 1690), durch, die bekanntlich der Heiland die Herz-Jesu-Andacht in der Welt verbreiten ließ, sah 2 Personen im Fegefeuer, die in der Welt in hohem Ansehen gestanden waren, die aber einige Familien ungerecht behandelt und ins Fegefeuer gestürzt hatten. Diese hohen Personen wurden zu sehr langen Fegefeuerqualen verurteilt. Alle Gebete und Meßopfer, die von deren Verwandten nach dem Tod für ihr Seelenheil dargebracht wurden, wandte Gott jenen unglücklichen Familien zu, deren Verwandte infolge ihrer Armut kein hl. Meßopfer hatten darbringen lassen können.

Der Seelenführer der stigmatisierten Barbara Pfister (+ 1909) zu Speyer erzählt, er habe ihr einmal aufgetragen, sie solle jene Arme Seele, die ihr am nächsten Morgen zuerst erscheinen werde, nach ihrem Namen fragen und ihr mitteilen, daß er am 21.12. für sie das hl. Meßopfer darbringen werde. Barbara Pfister gehorchte und erhielt folgende Antwort: " Ich bin die Schwester Luzia, einst Oberin in diesem Hause. Wegen zu großer Strenge am unrechten Ort muß ich noch immer im Fegefeuer bleiben. Alles, was bis jetzt für mich an Genugtuung geleistet wurde, hat der gerechte Gott anderen zugewendet." Der Beichtvater der Pfister staunte, als er das Vorgefallene erfuhr, weil die Oberin Luzia vor 12 Jahren (am 15.02.1885) im Rufe der Heiligkeit gestorben war.

Auch jenen, die ihre Lebensbesserung bis zu ihrem Lebensende verschieben, ergeht es schlecht nach ihrem Tod.

Dem seligen Dominikaner Heinrich Suso (+ 1365), der viele Offenbarungen hatte, teilte Gott unter anderem folgendes mit: "Es gibt Menschen, die Gott so erzürnt haben, daß sie nicht unterscheiden können, ob sie in der Hölle oder im Fegefeuer seien. Das sind die frevelhaften Sünder, die ihre Besserung bis an ihr Lebensende verschieben, und denen dann vor dem Sterben eine kleine Reue zuteil wird. Über diese ist Gott so erzürnt, daß er von ihnen nichts wissen und ihrer nicht gedenken will, und auch nicht will, daß seine Freunde für sie bitten." Also verschiebt Gott ihre Begnadigung ebenfalls bis ans Ende. Es erfüllt sich da der Spruch: " Wie du sündigst, so wirst du gestraft "

Schon der hl. Cyprian (+258), Bischof von Karthago, behauptete, daß einige Seelen bis ans Ende der Welt im Fegefeuer bleiben müssen.

Auch der belgische Wundertäter Pater Paul von Moll (+ 1896) sagt: " Es gibt Seelen, die verurteilt sind, bis ans Ende der Welt im Fegefeuer zu bleiben."

Daß es im Fegefeuer Abteilungen gibt, wo die Seelen der Fürbitte beraubt sind, bestätigt die ehrwürdige Dienerin Gottes Canori Mora zu Rom (+ 1825).

Auch die stigmatisierte Barbara Pfister zu Speyer behauptet dasselbe. Ihr erschien ein protestantischer Fabrikant aus Speyer, der sich beklagte, er sei in einer Abteilung, wo nur Leiden seien und keine Hilfe zuteil werde. (Molz, S. 31)

Der hl. Beda (+735) erzählt folgende Begebenheit, die sich zu seiner Zeit zugetragen hat. Ein braver Engländer namens Drithelm starb eines Abends nach langwieriger Krankheit. Doch am anderen Morgen kehrte er plötzlich ins Leben zurück und richtete sich zum Schrecken der Anwesenden auf. Diese liefen davon, nur seine Frau hatte den Mut, zu bleiben. Ihr erzählte nun Drithelm, er sei wirklich gestorben und nun von Gott ins Leben wieder zurückgerufen worden. Er sprach: " Als meine Seele den Leib verlassen hatte, wurde ich von einem weißgekleideten Führer mit glänzendem Angesichte in ein tiefes Tal geleitet, das eine ungeheure Ausdehnung hatte und in dichte Finsternis gehüllt war, die Schrecken einflößte. Ich sah dort zwei Abteilungen: auf der einen Seite Glut und Flammen. auf der anderen Eis und Kälte. Der Engel sagte zu mir, das sei der Ort für jene Seelen, die ihre Besserung bis zum Tode verschieben und noch im letzten Augenblick Reue zeigen. Diese Seelen, die beständig aus der Hitze in die Kälte kommen und umgekehrt, werden erst nach dem Jüngsten Gericht in den Himmel gelangen, wenn ihnen nicht von den Lebenden durch gute Werke geholfen wird." Drithelm zog sich hierauf in ein Kloster zurück und führte ein strenges Büßerleben. Wenn sich seine Ordensbrüder über seine Kasteiungen wunderten, antwortete er: "Meine lieben Brüder ich habe ganz andere Strenge gesehen als diese. Das sind Rosen und Süßigkeiten im Vergleich zu dem, was mir im Fegefeuer gezeigt wurde."

Manche müssen die gleiche Anzahl von Jahren im Fegefeuer leiden wie die Anzahl der Jahre ihres Sündenlebens beträgt.

Die selige Maria Taigi zu Rom sah das Los eines berühmten Grafen im Fegefeuer. Dieser Graf hatte zuvor ein üppiges und durch viele Reisen zerstreutes Leben geführt, sich aber später gebessert. Er mußte ebensoviel Jahre im Fegefeuer leiden, die er auf Erden unnütz verlebt hatte.

Die Schwester Maria Lindmayr sah einen ihr bekannten Musikanten, der viel zu trinken pflegte, im Fegefeuer; er erschien ihr als Kröte und sprach, er müsse deswegen in dieser Gestalt erscheinen, weil er sich gerne in feuchten morastigen Orten aufgehalten hat; er müsse solange leiden, als er sich durch vieles Trinken das Leben abgekürzt hat. (Buch, Seite 160)

Aus den Mitteilungen vieler von Gott begnadeter Personen geht hervor, daß die Fegefeuerstrafen mancher Seelen viele Jahrhunderte; ja sogar Jahrtausende dauern können.

Maria Lindmayr (sie hatte viele Arme- Seelen Visionen) sagt: "Etliche hundert Jahre dauert oft der Aufenthalt der Armen Seelen im Fegefeuer."

Auch der hl. Kardinal Bellarmin erklärt: "Es steht außer Zweifel, daß die Peinen des Reinigungsortes manchmal viele Jahrhunderte dauern." (De gemitu 1, II, 9).

Die ehrwürdige Katharina Emmerich (sie hat in Visionen das Leben Jesu und seiner Mutter geschaut) sagt, daß der Heiland jedesmal am Jahrestag seines Todes, also am Karfreitag, ins Fegefeuer hinabsteige und dort die eine oder andere Seele seiner Feinde befreie, die ein Zeuge seines blutigen Todes auf Golgotha gewesen sind und bisher noch immer nicht zur Anschauung Gottes zugelassen wurden. Also wären manche Zeitgenossen Christi, die dessen Feinde gewesen waren, fast 2000 Jahre im Fegefeuer!

Sie sagt aber auch: " Es ist nicht auszusprechen welch großen Trost die Armen Seelen durch unsere Überwindungen und kleinen Opfer erhalten. "

Die gottselige Johanna vom Kreuz, Klarissen- Äbtissin zu Roveredo im damaligen Süd- Tirol ( + 1674), hat, wie in den Prozeßakten ihrer Seligsprechung mitgeteilt wird, von Gott die Offenbarung erhalten, daß sie durch ihre Gebete und Bußübungen den jüdischen König Salomon, der bekanntlich vor seinem Tod Götzendienst getrieben hat, aus dem Fegefeuer erlöst habe. Salomon ist vor etwa 3000 Jahren gestorben. Daß Salomon trotz seiner schweren Verfehlungen im hohen Alter nicht in die Hölle gekommen ist, läßt sich aus der Verheißung 2. Kön. 7, 14-15 schließen. Er muß also noch im Augenblick des Todes die Gnade der Reue erlangt haben. (Viele Kirchenväter, wie der hl. Hieronymus und Cyrill v. J., sind der Ansicht, daß Salomon sich noch bekehrt hat. Sonst wären wohl kaum seine Bücher in den Kanon der hl Schriften aufgenommen worden.

Die Behauptung des Dominikaners Soto, daß keine Arme Seele länger als 10 Jahre leide, ist falsch, zumal auch Papst Alexander VII. diesen Satz als ketzerisch verworfen hat. (18. 03. 1666, prop. 43).

Ein kurzes Fegefeuer haben laut P. Paul von Moll namentlich jene Personen, die gottergeben sterben. Er berichtet von einer Dame, die bei einem Eisenbahnunglück unweit Genf den Tod gefunden hat und sogleich in den Himmel gekommen ist, weil sie im letzten Augenblick gerufen hat: "Herr, dein Wille geschehe!" (Seite 151) Auch berichtet er von einer verstorbenen Dame, die nur eine Stunde im Fegefeuer war und der erlaubt wurde, diese Stunde in demselben Armstuhl zuzubringen, in welchem sie gestorben war. Diese Gnade wurde ihr deswegen zuteil, weil sie ihre Kinder vortrefflich erzogen hatte. (S. l50)

Maria Lindmayr sagt: “Am kürzesten werden im Fegefeuer zurückgehalten die Gutmütigen. Weichherzigen und Barmherzigen und jene, die gerne sterben.”

Die ehrwürdige Klara Moes behauptet, daß demütige Personen selten länger als 2 Monate der Anschauung Gottes beraubt sind, niemals über 2 Jahre, die meisten aber nur einige Stunden; auch kommen sie gewöhnlich nicht ins Fegefeuer, sondern bleiben an demselben Ort, wo sie gestorben sind. Auch sagt sie: "Seid nur recht demütig und ihr kommt ohne Fegefeuer in den Himmel!" Ferner behauptet sie: "Hat bei einem Menschen in diesem Leben die Sehnsucht nach Gott einen hohen Grad erreicht, so kommt bei seinem Tod dessen Seele geradewegs in den Himmel, ohne das Fegefeuer zu berühren."

Der hl Bonaventura bestätigt das, indem er behauptet, daß derjenige, welcher in den Flammen glühender Gottesliebe oder in den Fluten tiefen Reueschmerzes stirbt, den Brand des Fegefeuers nicht zu fürchten habe. (Comp. theol. ver. 4, 24)

Der hl. Augustin sagt: "Willst Du, daß sich Gott deiner erbarme, dann erbarme dich deines Nächsten im Fegefeuer!" Auch vertritt er die Ansicht, daß derjenige, welcher oft für die Verstorbenen gebetet hat, keines bösen Todes sterben werde.

Der hl. Hieronimus behauptet: “Wir sind der ewigen Seligkeit um so viel näher, je mitleidiger und gütiger wir gegen die Armen Seelen sind.”

Zur hl. Gertrud sprach Christus: „Wenn ich Menschen sterben sehe, die gern an mich gedacht haben und irgend ein Werk, das Belohnung verdient, verrichtet haben, so erscheine ich ihnen beim Verscheiden mit einem Antlitz von solcher Milde und Barmherzigkeit, dass sie vom tiefsten Herzen bereuen, mich in ihrem Leben beleidigt zu haben, durch welche Reue sie gerettet werden.“ Demnach befinden sich viele Seelen im Reinigungsort, von denen ihre noch auf Erden lebenden Mitmenschen glauben, dass sie verloren seien. Die Menschen begehen deswegen einen Fehler, wenn sie das Gebet für einen Verstorbenen unterlassen, wie sie meinen, es könne ihm nichts nützen. Besonders im Advent, da wir die Ankunft des Herrn erwarten, sollen wir häufig unserer verstorbenen Angehörigen im Gebet gedenken, weil auch sie sich nach der Ankunft des Herrn sehnen.